Originaltitel: BURN AFTER READING
USA 2008, 95 min
FSK 12
Verleih: Tobis
Genre: Komödie
Darsteller: George Clooney, Frances McDormand, Brad Pitt, John Malkovich, Tilda Swinton
Stab:
Regie: Joel & Ethan Coen
Drehbuch: Joel & Ethan Coen
Kinostart: 02.10.08
Oh Mann, schon diese Namen! Ozzi Cox heißt da etwa der geschasste CIA-Agent. Ein verbitterter Säufer, der an seinen Memoiren werkelt. Die sollen die große Abrechnung mit seinem einstigen Arbeitgeber werden. Doch vorerst landet die CD mit den Notizen dazu auf grotesken Umwegen im Fitneßstudio. Und so in den Händen der dort angestellten Chad Feldheimer und Linda Litzke. Beide, was sonst bei den Namen, so liebenswert wie doof, wittern ihre Chance und beginnen Cox ob des vermeintlichen Geheimmaterials zu erpressen. Dummerweise gerät dabei wiederum der ebenfalls unterbelichtete Erotomane Harry Pfarrer ins Spiel. Der hat, neben seiner Ehe, unter anderem sowohl mit Ozzis Gattin Katie als auch mit Linda Affären laufen. Daß Katie nun wiederum zu all dem recht heimtückisch ihre Trennung von Ozzi vorantreibt, hilft auch nicht gerade, die Situation weniger prekär, geschweige übersichtlicher zu machen.
Was für ein Kuddelmuddel! Da schütteln die Coen-Brüder eine Unzahl Figuren kräftig durcheinander und kippen sie in eine Geschichte, die Haken und Purzelbäume schlägt, wie ein besoffener Kobold. BURN AFTER READING ist ein famos irrwitziges Ensemblestück, ist Farce, spinnerte Spitzbübigkeit, Groteske. Und mittendrin Midlifecrisis und nationale Sicherheit, Sex besessene Blender und hohle Schwätzer, abgewrackte Choleriker und goldige Idioten. Und Selbstüberschätzung allenthalben. Jeder glaubt an seinen großen Durchblick, und alle hampeln sie blind. Jeder hält sich für clever, und keiner begreift auch nur irgendwas. BURN AFTER READING ist eine im Doppelsinne göttliche Komödie. Was das auch bedeutet, sei am besten Mal mit einem Satz des Philosophen Gomez Davila gesagt. Zukunft, so Davila, sei die Summe der menschlichen Vorhaben, die Gott mit Füßen tritt.
Von diesen Fußtritten handeln die besten Geschichten der Coens. Vom Erstling BLOOD SIMPLE bis hin zum genialen NO COUNTRY FOR OLD MEN. Und mag der auf den ersten Blick so ganz anders anmuten als BURN AFTER READING, so sind die Filme Brüder im Geiste. Und nicht nur, weil es blutig in ihnen zugeht. Es ist ihre Weltsicht, ihre Mischung aus Sarkasmus und einem Humor, der nichts mit Optimismus aber viel mit Fatalismus zu tun hat. Auf dieser Klaviatur spielt BURN AFTER READING virtuos seine hundsgemeinen Schicksalsakkorde.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.