Originaltitel: CAFÉ SOCIETY
USA 2016, 96 min
FSK 12
Verleih: Warner
Genre: Komödie
Darsteller: Jesse Eisenberg, Kristen Stewart, Steve Carrell
Regie: Woody Allen
Kinostart: 10.11.16
Mensch, Woody! Daß Dich mal Deine eigenen Sprüche einholen würden ... Einst sagte der Meister, daß er jede Szene nur zwei-, dreimal drehen würde und dies aus einfachem Grund: Er möchte früh nach Hause. Derartig koketter Pragmatismus hat schon was – wenn am Ende gute Filme rauskommen. CAFÉ SOCIETY gehört nicht zu diesen, vielmehr geht es dieses Mal selbst dem Allen zugetanen Zuschauer so: Man sitzt den Film irgendwie aus, möchte aber ziemlich dringend nach Hause.
Dabei ist der Anfang nicht schlecht, man ist sofort mittendrin, in Kulisse, Stallgeruch und Zeitgeist: Die 30er Jahre leuchten, Hollywood ist überall, Filmagent Phil erwartet dringend einen Anruf von Ginger Rogers, die Sektschalen klirren, das Poolblau flirrt, livrierte Bedienstete eilen von einer Ecke in die andere – Allen kann von eleganter Oberflächlichkeit noch immer sehr effizient und aus spöttischem Mundwinkel erzählen. Den jungen Bobby, aus einfachen Verhältnissen kommend (bei Woody Allen ist das schon wieder ein Witz, da Bobbys Vater ein verarmter Juwelier ist), zieht es nach Los Angeles, Fuß fassen will er über seinen bestens vernetzten Onkel Phil, das wird auch klappen. Was jedoch nicht hinhaut, ist das verrückte Ding mit der Liebe. Denn ausgerechnet in Vonnie verliebt sich der Knabe mit dem schlecht sitzenden Anzug, und dann gesteht ihm auch noch sein Onkel, daß er sich scheiden lassen will, weil neu verliebt und so ...
Na klar, große Rätselhaftigkeiten waren Allens Sache in seinen leichten, wie hingetupften Komödien noch nie, aber hier skizziert er ziemlich lustlos einen möglichen Konflikt, an den er selbst nicht glaubt und daher rasch zu einer bequemen und den Charakteren nicht allzu viel abverlangenden Konklusion flitzt. Das ist überhaupt das Problem des Films: CAFÉ SOCIETY will von Leidenschaft erzählen, jener für die Filme des Goldenen Zeitalters in Hollywood, aber eben auch von zwischenmenschlicher Passion. Dies aber tut Allen komplett leidenschaftslos, besetzt ausgerechnet Kirsten Stewart als das Objekt der Begierde, der man ja vieles nachsagen kann, aber daß sie ein Hot Chick wäre, gewiß nicht!
Und weil Allen irgendwann gemerkt haben muß, daß die Geschichte gehörig dürre klappert, bringt er irgendwelche kriminellen Machenschaften in Bobbys Familie ins Spiel, die auch kaum interessieren. Keine Frage, es gibt schon Witz und manches Reizvolle in CAFÉ SOCIETY: Die Szene mit der jüdischen Nutte ist toll, Allens Altherrensprüche zünden schon noch („Lebe jeden Tag, als wäre es Dein letzter. Eines Tages hast Du recht ...“), der Spaziergang durch die Anwesen von Joan Crawford, Howard Hawks und Spencer Tracy macht Spaß, aber irgendwann rauscht nur noch das Meer, der Jazz blubbert, der Whiskey ploppt ins Glas. Beste Zeit für ein Nickerchen also, denn für ein schlüssiges Ende nahm sich Allen keine mehr.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.