Originaltitel: BEGIN AGAIN

USA 2013, 104 min
FSK 0
Verleih: StudioCanal

Genre: Drama, Liebe, Musik

Darsteller: Keira Kneightley, Mark Ruffalo, James Corden, Catherine Keener

Stab:
Regie: John Carney
Drehbuch: John Carney

Kinostart: 28.08.14

Noch keine Bewertung

Can A Song Save Your Life?

... oder Dont’t Play It Again, John!

Den Vergleich mit ONCE muß sich der neue Film von John Carney gefallen lassen. Carneys Nachfolgewerk ist so dicht dran in Thema und Figurenzeichnung und trotzdem ganz anders. Und im direkten Vergleich eine Enttäuschung. Während in ONCE ein wildes Herz schlug, blubbert durch CAN A SONG SAVE YOUR LIFE? eher behauptete Leidenschaft.

Doch der Reihe nach. Es geht wieder um Musiker, ums Durchboxen in einer großen Stadt, um Fremdheit, um Streit und um Liebe. Klingt nach Kleinklein, ist aber per se keine schlechte Voraussetzung, um von suchenden Charakteren, dem Feilen am perfekten Lied und auch von Einsamkeit zu erzählen. Es ist Gretta, die sich fremd und allein fühlt, nachdem die Karriere ihres Musikerfreundes durch die Decke geht, sie nicht das Capucchinomädchen spielen will, und die schließlich ausflippt, als Dave fremdgeht. Sie will nur noch weg aus New York. Daß es dazu nicht kommt, liegt an ihrem dicklichen Freund Steve, der sich als Straßenmusiker durchboxt und Gretta am Abend vor ihrem geplanten Abflug auf die Bühne eines verrauchten Clubs zerrt, und am abgestürzten Musikmanager Dan, der zufällig vor Ort und von Gretta begeistert ist.

Das Leben ändert seine Umlaufbahn, Dan und Gretta schmieden Pläne, ein Album Open Air in New York aufzunehmen, gehört dazu. Ein schöne Idee, keine Frage, außerdem ist es berührend zu sehen, wie der sich aufrappelnde Dan Musiker um Gretta schart, wie er zu Leidenschaft zurückfindet, wie Carney Dans desolate Familienverhältnisse grob skizziert – darüber hinaus leider alle anderen Figuren ziemlich vergißt, obwohl er den Kniff dreier Blickwinkel auf das gleiche Geschehen wählt. Das greift aber nicht und bleibt bei allen außer eben bei Dan zu oberflächlich. Was schade ist, denn gerade James Corden ist zu gut für den Stichwort-Sidekick! Keira Knightley hingegen hält sich am Mikro zwar ganz ordentlich, ihre Gretta im Sommerkleid aber bleibt geheimnislos, und dieses Schnuteziehen und Nasekräuseln zeigen, daß sie eben keine Marketa Irglova ist. Dafür liefert Mark Ruffalo großes Schauspiel, sein Dan fühlt sich echt an, ihm ist Glück zu wünschen. Seine Begegnungen, die doppeldeutigen Blicke zu Gretta, das Ruppige, das Eifrige, das Erfolgwollende sind zweifellos das Beste des Films, da gut geschrieben.

Kommen wir aber zum Herzstück – der Musik, womit wir wieder bei ONCE sind. Glen Hansards Lieder ließen einem einst das Herz stocken, die Tränen fließen, den Frosch im Hals spüren. Und hier? Nette Songs, sicherlich, sie gehen ins Ohr, aber eben genauso schnell wieder raus. Und wessen kleine Schwester „nett“ ist, wissen wir ja ... Weh tut es indes, wenn die gägige Stimme des Maroon 5-Sängers Adam Levine erklingt, der auch den Popstar Dave spielt – das ist nix, dieses magenverstimmende Bono-Coldplay-Like-Gejammer. Das „verdirbt“ den Film, weil solche Musik durch überdeutliches Airplay-Bemühen anbiedernd wirkt. Generell ist die Kooperation mit Levine keine glückselige. Der hält sich als Dave zwar spielerisch passabel, aber daß wegen einer solchen Type Sinn- und Herzenskrisen ausgelöst werden sollen, bleibt schwer vorstellbar.

Und da Musikfilme wie ONCE und CAN A SONG SAVE YOUR LIFE? eben Attitüdenfilme sind, bleibt ersterer dann doch der grandiose, unersetzliche Choral aller aufrichtigen Bushmills-Romantiker, Carneys neuer Film wirkt dagegen nur wie eine Kaffee-To-Go-Ballade für Strickmützenträger und Vollbarthipster.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.