D 2023, 80 min
FSK 16
Verleih: Salzgeber
Genre: Schwul-Lesbisch, Schräg, Fantasy
Darsteller: Tchivett, Bishop Black, Rodrigo Garcia Alves
Regie: Harvey Rabbit
Kinostart: 07.12.23
Ein queerer Superheld braucht andere Narrative, will er es mit dem spießigen Einheitsbrei von Marvel und DC aufnehmen. Zum Beispiel eines, das die Gefahr von außen, die nahende Zerstörung der gewohnten Ordnung als Utopie und nicht als Bedrohung begreift. Father Gaylord, ein konservativer Priester, der sich für seine eigene sexuelle Orientierung schämt, fürchtet sich vor einer solchen Utopie. Also braucht es den Helden wider Willen als Vermittler: Captain Faggotron in bunter Spandex und goldenem Cape. Er hilft dabei, das vermeintlich Rettenswerte als gar nicht so rettenswert erkennen zu lernen.
Harvey Rabbit inszeniert sein Langfilmdebüt CAPTAIN FAGGOTRON SAVES THE UNIVERSE als Selbstfindungstrip, Coming-Out-Fantasy und peppige Blasphemie mit vergleichsweise zahmen Bildern, aber unerschöpflicher Lust an Camp und Künstlichkeit. Provokant für jene, die diesen Film ohnehin nicht sehen werden. Amüsant für alle anderen. Eine Befreiung vom konventionellen Heldenkino, die sich als kurzweilige Nummernrevue mit groß vorgetragenen Affekten, trashigen Illusionsbrüchen, kiffender Jesus-Parodie, Bratwurst-Blowjob-Wettbewerb und urkomisch besungenen Stilblüten des Online-Datings brüstet. Das Universum retten, indem man es der Apokalypse überläßt. Sünden, Strafen, soziale Konstruktionen verdoppeln und verkehren, bis die verteufelten Dämonen aus dem Jenseits strömen.
Sie gelangen in eine Kunstwelt, die sich augenzwinkernd Raum im Kino erobert, in dem man magische Portale à la DOCTOR STRANGE noch zum intergalaktischen Schließmuskel formen kann.
[ Janick Nolting ]