Originaltitel: CAPTAIN PHILLIPS

USA 2013, 134 min
FSK 12
Verleih: Sony

Genre: Drama, Thriller, Action

Darsteller: Tom Hanks, Catherine Keener, Barkhad Abdi, Barkhad Addirahman

Regie: Paul Greengrass

Kinostart: 14.11.13

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Captain Phillips

Der Abgrund unter dem Oberflächlichen

Ende März 2009 tritt Captain Richard Phillips wie gewohnt seinen Dienst auf dem Frachtschiff „Maersk Alabama” an. Nach Afrika soll die Reise gehen, Hilfsgüter transportieren. Vorher ein kurzes Gespräch mit der Gattin, man äußert Sorgen über den schulischen Ehrgeiz des jüngsten Sprosses. Küßchen, „Ich liebe Dich“, die Ehe funktioniert, schöne Sache, Charakterdarstellerin Catherine Keener entfernt sich (leider) aus dem Film, aber vertraut (zum Glück) Tom Hanks das Ruder an.

Jener wiederum spielt erfolgreich entgegen seines Schwiegermuttertraum-Images, gibt einen kalten Käpt’n, straff organisierend, emotionslos, stets aufs Wesentliche beschränkt, nicht eben das, was man spontan Sympathieträger nennen möchte – die mutigste und vielleicht beste Leistung einer langjährigen Karriere. So bleibt dieser Phillips auch fast unangenehm beherrscht, als Piraten den schwimmenden Giganten entern. Keine romantisch verklärten Kostümsäbelschwinger, sondern vier zu allem bereite Somalier. Trotz trickreicher Gegenwehr wird der Captain im Rettungsboot gekidnappt und muß nun ums nackte Überleben kämpfen.

Das inszeniert Regisseur Paul Greengrass nach wahren Ereignissen nahezu dokumentarisch, mit fiebriger Kamera, effektivem Schnitt und einem Höchstmaß an Spannung. Völlig ironiefrei außerdem, Phillips ist nicht John McClane, dem während des Alleingangs hippe Sprüche entfleuchen. Auf den ersten, sogar noch zweiten oder dritten Blick macht es sich Greengrass allerdings auch zu leicht, zeichnet gierige, eindimensionale, böse schwarze Männer ohne Ehrgefühl, wobei mühsam aufgepfropfte Kommentare zur Globalisierung und deren Folgen eher verstärkend, weil halbherzig hingeklatscht, wirken. Indes stört etwas im gedanklichen Nachgang diese Sicht. Konkret das Ende. Wenn nämlich die halbe U.S. Navy auffährt, um übermächtig eine kleine Gruppe Krimineller in Meeresgrund und Boden zu rammen, bar jeder Gefühlsregung maschinengleich agierend, dann atmet das ganz ähnlichen Irrsinn.

Zur erzählerischen Differenzierung oder Zustandsbeschreibung eines zerstörten Landes sowie seiner Bewohner trägt es zwar ebenfalls bloß marginal bei, klingt jedoch in Addition beider Psychopathien plötzlich wie der Grabgesang auf eine global dem Wahn verfallene Welt. Umso bedauerlicher, daß Hans-Zimmer-Protegé Henry Jackman glaubt, ihn unter klumpiger Musiksoße verstecken zu müssen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...