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Carolina

Eine Geschichte über das Wachsen

Zwei Mädchen stehen sich in der Gasse gegenüber, Fleischermesser in der Hand. Es erklingt High-Noon-Musik. Spätestens jetzt ist Carolina Mirabeau überzeugt, daß sie und ihre jüngere Schwester Georgia falsch erzogen werden. Der Vater Ted ist die meiste Zeit auf Achse, und als er mal vorbeikommt, bringt er ein neues Schwesterchen mit - Maine heißt das Würmchen. Bleibt nur Grandma Mirabeau als Kindermädchen. Doch sie hat derart viel Lebenserfahrung, daß den Mädchen schwindelig wird. Zeitsprung in die Gegenwart. Carolina castet Teilnehmer für eine Dateshow, hat den Mann fürs Leben noch nicht gefunden. Der charmante Nachbar Albert schreibt zwar als Ghostwriter hinreißend schmalzige Romane, aber wie das so ist, man kennt sich zu lang und zu gut. Schwester Georgia schwebt irgendwo im Hippie-Wolkenreich, und Maine hofft, durch Trancezustände die Lottozahlen vorherzusagen. Währenddessen schart die Großmutter Ex-Knastis, Wegelagerer und sonstige Verwandte zum Thanksgiving-Dinner im Garten der Mirabeaus.

CAROLINA ist im weitesten Sinne eine Geschichte über das Wachsen. Doch die Titelheldin hat maximal das Problem, endlich unter die Haube zu kommen. Dies verspricht für 97 Minuten Laufzeit nicht wirklich eine Entwicklung. Die jüngeren Schwestern werden vom Drehbuch zu sehr an den Rand gedrängt, um mehr als nur Stichwortgeber zu sein. Durchaus bemerkenswert ist hierbei Newcomerin Azura Skye als anfangs ziemlich romantische und später ziemlich schwangere Georgia, sie sollte man durchaus im Auge behalten.

Doch die geballte jugendliche Kraft des Mädchentrios vermag nur blaß gegen Shirley MacLaine zu wirken. Mit einer bissigen und kernigen Vorstellung zeigt die Grande Dame, was den Unterschied zwischen Schauspielseminaren am College und eingefleischter Erfahrung gepaart mit Talent ausmacht. Womit wir auch beim weniger amüsanten Teil des Urteils wären. Julia Stiles. Ein plakatbreites Lächeln qualifiziert nicht automatisch für eine Hauptrolle, die einen kompletten Film tragen soll. Welchem Irrtum Marleen Gorris da erlegen war, mag man nur mutmaßen.

Ein spannender Charakter ist mit CAROLINA nicht entstanden. Eher ein Film, der zwischen den Stühlen sitzt, sich nicht ganz für das Komische entscheiden mag, aber auch nicht Drama sein will. Gefällig eben, wie die Hauptdarstellerin.

Originaltitel: CAROLINA

USA/D 2003, 97 min
Verleih: Solo Film

Genre: Drama, Erwachsenwerden

Darsteller: Julia Stiles, Shirley MacLaine, Alessandro Nivola

Regie: Marleen Gorris

Kinostart: 13.05.04

[ Roman Klink ]