Originaltitel: CASANOVA

USA 2005, 108 min
Verleih: Buena Vista

Genre: Komödie, Liebe, Historie

Darsteller: Heath Ledger, Sienna Miller, Lena Olin

Regie: Lasse Halström

Kinostart: 09.02.06

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Casanova

Runter von den Kulissen!

Es gibt immer noch eine Geschichte über den obsessiven Abenteurer und Lebemann Giacomo Casanova, die sich erzählen läßt. Nur sollte man darauf achten, daß man auch etwas Neues erzählt. Lasse Hallström, Meister seichter Unterhaltung, setzt auf perfekte Dekors und pralle Kostüme. Er inszeniert eine rasante Verwechslungskomödie als Mantel- und Degenfilm mit reichlich Slapstick, versteckt sich dabei aber weitgehend hinter Kulissen und schönen Bildern. War es ihm in SCHIFFSMELDUNGEN zumindest noch gelungen, Tiefgang vorzutäuschen, klappt auch das nicht mehr.

Trotz aller Handlungsverwicklungen ist CASANOVA nur noch bunte Oberfläche. Da hilft auch nicht, das eh schon kulissenhafte Venedig noch mehr aufzumotzen und auf historisch zu trimmen. Angefüllt mit schmachtenden Blicken und Liebespaaren gerät alles zur abgedroschenen Venedigromantik, die so wenig mit der historischen Stadt zu tun hat wie Rondo Veneziano mit Barockmusik.

Am meisten leiden aber die Figuren, denn sie wollen Menschen werden und dürfen es nicht. Der junge Casanova hier ist bereits zu Lebzeiten eine Legende, dem alle Frauen schon zu Füßen liegen, bevor er überhaupt auch nur den Hauch einer Chance hat, Verführer zu sein. Das vereitelt alle Pikanterie. Von einem wirklichen Verführer, wie ihn etwa John Malkovich in GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN verkörpert, ist wenig zu spüren. Nun hätte man daraus auch einen wunderbar gelangweilten Casanova machen können. Aber auch jeder reflexive Ansatz, mit dem der Film eine eigene Position zum Mythos hätte beziehen können, wird durch das Spektakel erstickt. Casanova ist unterfordert, aber ihm bleibt keine Zeit, das zu bemerken, da er ständig auf der Flucht vor der Inquisition halb angezogen über die Dächer von Venedig laufen muß.

Um nun doch eine neue Wendung zu haben, wird eine erklärte Casanova-Feindin als Objekt der Liebe eingesetzt. Eine Herausforderung, aber ein alter Hut. Am Ende gefällt sich der Film noch darin, einen Casanovanachfolger zu etablieren. Und auch damit ist nichts gewonnen. Casanova ist müde geworden. Damit er nicht einschläft, muß im Film ständig was passieren.

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...