Originaltitel: RAK TI KHON KAEN
Thailand/GB/F/D 2015, 122 min
FSK 0
Verleih: REM
Genre: Drama, Poesie, Mystery
Darsteller: Jenjira Pongpas Widner, Banlop Lomloi, Jarinpattra Rueangram
Regie: Apichatpong Weerasethakul
Kinostart: 14.01.16
Khon Kaen ist sowohl der langjährige Wohnort des vielfach ausgezeichneten Regisseurs Apichatpong Weerasethakul als auch der Ort des Geschehens seines aktuellsten Films CEMETERY OF SPLENDOUR. Genaugenommen das Areal einer ehemaligen Schule, die nun als provisorisches Krankenhaus für Soldaten herhalten muß, die an einer unerklärbaren Schlafkrankheit leiden.
Dort arbeitet Jen als ehrenamtliche Krankenpflegerin, die aufgrund ihrer unterschiedlich langen Beine an Krücken gehen muß. Ebenfalls in der Station ist die junge Keng, die als Medium in die Träume und Wünsche der Schlafenden einzutauchen vermag und Jen dabei hilft, auf diese Weise Kontakt zu Itt, einem der bettlägerigen Soldaten, aufzunehmen, nachdem Jen ein mysteriöses Notizbuch in Itts Besitz findet. Unter alldem liegt – unter der Krankenstation sogar wortwörtlich – ein mythischer Ort alter Könige und animistischer Gottheiten, der in direktem Zusammenhang mit dem komatösen Zustand der Soldaten zu stehen scheint.
CEMETERY OF SPLENDOUR ist nicht nur die minutiöse Begehung eines mythisch aufgeladenen Ortes (der dazu noch einen persönlichen Wert für Regisseur Weerasethakul hat), seiner in Dialogen und Imagination der Figuren (und Zuschauer) heraufbeschworenen Vergangenheit, sondern auch die Betrachtung des Status Quo in vollkommen stillen Bildern, in denen der Ort und seine Bestandteile die jüngere Vergangenheit nacherzählen, als auch das Eintauchen in die Gedankenwelten der Figuren. Allen voran die von Jen, welche trotz der Beziehung zu einem – nur kurz auftretenden – amerikanischen Ex-GI von ihrer Einsamkeit und Sehnsucht auf Krücken durch die bebilderte Szenerie und die Mystik des von Regierungsbaggern ausgehobenen Areals getragen wird.
Der wohl vorerst letzte Langfilm Weerasethakuls auf thailändischem Boden ist ein zutiefst persönliches Porträt, das den Begriff des magischen Realismus subtil unterläuft, ihn jedoch trotzdem direkt ins Herz trifft und den Zuschauer mit einem Gefühl wohliger Melancholie entläßt.
[ Philipp Winkler ] Philipp mag Filme, die sich in Randgebieten jeglicher Fasson abspielen. Filme, die mitten hinein treffen (und sei es in die Fresse). Filme, die frisch sind, selbst wenn sie siebzig Jahre alt sind. Philipp mag Literaturverfilmungen, denn er schreibt selbst. Doch grundsätzlich mag er auch Comicadaptionen, denn Philipp mag Comics. Er greift eher zu einem guten Dokumentar- als zu einem guten Spielfilm. Diese Leute mag Philipp besonders: James Marsh, Michael Haneke, Harmony Korine, Sabu, Errol Morris, Shohei Imamura, Jeff Nichols, Andrei Tarkowski, John Hillcoat, Hayao Miyazaki, György Palfi, Francis Ford Coppola und Hirokazu Koreeda.