Originaltitel: RALPH BREAKS THE INTERNET

USA 2018, 112 min
FSK 6
Verleih: Disney

Genre: Computeranimation, Kinderfilm, Abenteuer

Stab:
Regie: Rich Moore, Phil Johnston
Stimmen: Christian Ulmen, Anna Fischer

Kinostart: 24.01.19

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Chaos im Netz

Zeigt her Eure Firmen

Bestenfalls kramt das Langzeitgedächtnis die Erinnerung daran wieder raus: Sechs Jahre sind vergangen, seit Randale-Ralph und Vanellope von Schweetz in RALPH REICHT’S einander zu Kumpels erkoren. Sprung zur Gegenwart, Ralph steht auf Beständigkeit und Rülpswettbewerbe, Vanellope hingegen ersehnt Abwechslung. Selbige kommt geballt, als a) ihr Spiel wegen eines Mißgeschicks abgeschaltet wird, und parallel b) das Internet am heimatlichen Automaten verwicklungsfördernden Einzug hält. Plötzlich schnappt die fiese finanzielle Falle zu, unser Duo soll wortwörtlich tief im Netz für einen maßlos überteuerten ebay-Kauf Zaster auftreiben.

Was den recht instabilen Plot bereits umreißt und bloß wenige Pfunde zum Wuchern stellt, das übernehmen reichlich Action, erhöhtes Tempo, erwartbar grandiose Animation sowie ein paar hübsche Ideen – darunter die niedliche Vermenschlichung einer Suchmaschine. Aber reicht die kunterbunte Glitzerwelt wirklich aus, um Kinder zu begeistern, wenn an allen Ecken Pop-ups, Spam plus Filter, Loot Hunting oder Kommentarspalten lauern? Verständnisvorteile haben also kleinere Zuschauer, die ihren (Groß-)Eltern beim Rechnergebrauch eine Nase drehen.

Und da grade Meckern angesagt ist … Klar, Eigenzitate duften übel nach Egomanie, jetzt soll’s trotzdem sein – zum Vorgänger schrieb der Autor einst: „Da sieht man voll Dankbarkeit selbst über massives Product Placement hinweg.“ Damals! Heute nervt die gebotene Werbeplattform gewaltig, weil dürrere Handlung und zurückgeschraubter Witz unsere rosarote Gnadenbrille abreißen, wir mitten eintauchen in eine überlange Aneinanderreihung vorbeiziehender Web-Giganten. Um nur einige zu nennen: Unweit der Auktionsbude prangen Amazon, Snapchat, Google, Pinterest, und wer seine Aktien an BuzzzTube hat, dafür braucht’s kein langes Kopfzerbrechen.

Muß das echt sein? Disney kennt doch auch schönere Wege, versammelt voll entspannter Ironie sämtliche bisherigen Prinzessinnen (inklusive der Unverständliches murmelnden Merida „vom anderen Studio“), steckt Ralph gegen Ende ins Schneewittchenkleid und läßt zwecks Erweckungskuß ein angespitztes Amphibium los. So leger wünscht man sich das! Und ja, die finale Rührung geht absolut in Ordnung. Es stimmt nun mal: Jeder benötigt Zuneigung und Freunde, hier sogar – aufwendig visualisierte und tatsächlich etwas gruselige – Computerviren.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...