Originaltitel: CHRONICLE

USA 2012, 84 min
FSK 12
Verleih: Fox

Genre: Science Fiction, Erwachsenwerden, Mockumentary

Darsteller: Dane DeHaan, Alex Russell, Michael B. Jordan

Regie: John Trank

Kinostart: 19.04.12

5 Bewertungen

Chronicle

Erwachsenwerden mit Superkräften

Daß der Superheldenfilm wenig Neues zu erzählen hat, scheint spätestens mit dem neuen SPIDERMAN besiegelt, der die Spinne-Werdung des Peter Parker zum zweiten Mal innerhalb von nicht einmal zehn Jahren aufgreift. Regisseur Josh Trank versucht es in seinem Debütfilm nun mit einer Methode, die schon dem Horrorfilm neues Leben einzuhauchen vermochte: nämlich beim Zuschauer die Illusion zu erzeugen, hier ein authentisches, gefundenes Video-Tagebuch zu sichten. BLAIR WITCH PROJECT und PARANORMAL ACTIVITY lassen grüßen. Die Geschichte, der sich Trank und sein Autor Max Landis bedienen, ist da schon origineller, denn die Augen, durch die wir den Großteil des Films blicken, gehören nicht dem Gutmenschen auf dem Weg zum Helden, sondern dem wütenden Außenseiter auf dem Weg zum Superschurken.

Andrew ist ein schüchterner 17jähriger, der zu Hause die Doppelbelastung einer todkranken Mutter und eines alkoholabhängigen Vaters ertragen muß. Um die Übergriffe von Letzterem festzuhalten, beginnt Andrew, sein Leben mit Kamera festzuhalten. Als er mit seinen Freunden Matt und Steve nach einer Party außerhalb der Stadt auf ein seltsam strahlendes Objekt stößt, ahnen die drei noch nicht, daß dieser Fund ihr Leben auf den Kopf stellen wird. Denn bald bemerken die Jungs telekinetische Kräfte, durch die sie Objekte aller Art ohne physischen Kontakt bewegen können. Außerdem scheinen sie plötzlich unverwundbar zu sein. Zunächst nutzen die Teenager ihre neuen „Talente“ für Kleine-Jungen-Streiche. Doch schnell wird aus Spiel Ernst. Während seine Freunde die Fähigkeiten fortan verantwortungsvoll nutzen wollen, driftet Andrew immer mehr auf die dunkle Seite ab.

Die Schwierigkeit bei der personellen Erzählperspektive ist stets, wie man glaubhaft macht, daß der in die Story integrierte Filmer sein Gerät just in den Momenten zur Hand hat, an denen die tollsten Dinge passieren. Das gelingt CHRONICLE nicht immer. Hat man sich aber erst einmal von diesem Anspruch der plausiblen Aufbereitung befreit, kann man viel Spaß haben. Das hat neben den ansehnlichen Effekten vor allem mit den glaubhaft gezeichneten Figuren zu tun, die von den unbekannten Darstellern überzeugend ausgefüllt werden.

Am Ende ist CHRONICLE sicher kein Meilenstein des Superheldenfilms, aber vermutlich allemal origineller und aufregender als so manches, was die großen Studios an Übernatürlichem dieses Jahr noch auf uns loslassen werden.

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...