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Clara und das Geheimnis der Bären

Ein Hoffnungsschimmer im Wust

Das Familienkino allgemein und speziell aus dem deutschsprachigen Raum leidet – an gnadenloser Verniedlichung, Coolsein-Zwängen, Erklärsucht, überzogener Schwarz-Weiß-Malerei, Unterforderung der jungen Zielgruppe. Oder gleich allem zusammen. Wenn tatsächlich mal eine Ausnahme à la DER MONDMANN überrascht, wird sie publikumsseitig weitgehend ignoriert. Hoffen wir, daß jenes Schicksal nicht auch Claras Geschichte widerfährt.

Selbige beginnt, als unsere juvenile Heldin in die Schweizer Alpen zieht und beim Streifgang durch die Berge ein Bärenjunges entdeckt. Clara beschäftigt sich mit dem brummenden Gesellen, nähert sich stückchenweise einem düsteren Geheimnis des verschlafenen Kaffs: Einst lebte hier die „Bärenfrau“, als Zauberin geächtet. Neugierig recherchiert das Mädchen weiter, gerät direkt hinein in ein Abenteuer voller Rätsel. Wie die mysteriöse alte Frau, welche einen mysteriösen alten Laden mit mysteriösen alten Büchern führt ...

Um das Ganze sofort auf den Punkt zu bringen: super! Durchaus vorhandener, aber nicht zum Nerventod ausgewalzter Tier-Knuffigkeitsfaktor und bis zur kleinsten Nebenrolle natürlich agierende Darsteller würden schon den Besuch lohnen, aber es steckt viel mehr dahinter. Ohne zugekleisterten Pinselstrich regen Regie und Buch zum Nachdenken an, streifen dezent Themen wie zerrüttete Familienverhältnisse oder Einsamkeitsgefühle, vermitteln wahrscheinlich erste geschichtliche Hintergründe. Letztere bergen zwar teilweise ziemlich aufreibende Szenen (angebliche Hexe auf dem Scheiterhaufen), die Altersfreigabe ab 6 Jahren kommt nicht von ungefähr, doch stellt sich Claras Suche damit eben auch in die Tradition klassischer Märchen – dort geht’s ja ebenfalls kaum zimperlich zu.

Echte Kinobilder weg vom TV-Mief, atmosphärische Musik sowie emotionale Wahrhaftigkeit beeindrucken parallel ältere Kinogänger, und wenn sich gegen Ende zwei Zeitebenen überschneiden, sitzt man leuchtenden Auges im Sessel, zurückgeschickt in die Wunder des Aufwachsens. Vielleicht tastet sich da gerade eine kleine Hand zur eigenen hinüber, etwas verschwitzt sicherlich, zum aufgeregten Nachwuchs gehörend, welcher die erfrischend unaufdringlich dargebrachte Botschaft für sich entdeckt: Habt Respekt vor der Natur, dem Leben und nicht zuletzt der Stärke Eurer Kinder!

Wir wiederholen uns daher in diesem Falle wirklich gern: super.

D/CH 2012, 93 min
FSK 6
Verleih: Farbfilm

Genre: Abenteuer, Mystery, Kinderfilm

Darsteller: Ricarda Zimmerer, Damian Hardung

Regie: Tobias Ineichen

Kinostart: 06.06.13

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...