Originaltitel: DEADFALL

USA 2012, 95 min
FSK 16
Verleih: StudioCanal

Genre: Thriller

Darsteller: Eric Bana, Olivia Wilde, Charlie Hunnam, Sissy Spacek, Kris Kristofferson

Regie: Stefan Ruzowitzky

Kinostart: 22.11.12

Noch keine Bewertung

Cold Blood

Lehrkraft auf Abwegen

Michigan, Kälte, Eis, Menschenleere. Mittendrin das Geschwisterpaar Addison und Liza, welches soeben erfolgreich ein Casino überfallen hat. Alarmierte Gesetzeshüter, Verfolgung, quietschende Bremsen, Schlittern, Autounfall. Man trennt sich zwecks erhöhter Chancen des Davonkommens. Thanksgiving, Beschaulichkeit, Zusammensein. Jay, Ex-Sträfling, will parallel dazu seine Familie besuchen und liest am Straßenrand Liza auf. Sex, Annäherung, Morde. Letztere verübt Addison auf dem Weg zur Grenze. Blizzard, Naturgewalt, Katastrophe, plötzliches Aufeinandertreffen von Addison, Liza, Jay und einer seitens Daddy-Sheriff drangsalierten Jungpolizistin, so ausgerechnet wie kaum überraschend natürlich im Haus von Jays Eltern. Terror, Gewalt, Kampf ums nackte Überleben!

Wie man lesen durfte, wäre Liza-Darstellerin Olivia Wilde beim Dreh fast erfroren. Überflüssiges, verzweifeltes PR-Gedöns und trotzdem um einiges spannender als das Ganze, was sich hier großspurig „Thriller“ schimpft. Das liegt an vielerlei Komponenten – Eric Bana in der Rolle des brutalen, doch seltsam moralischen Killers? Eine hoffnungslose Fehlbesetzung. Die Altstars Sissy Spacek und Kris Kristofferson? Vollkommen verheizt. Logik? Ziemlich wenig davon gehört.

Am schwersten drückt allerdings das Skript vorliegenden haarsträubenden Blödsinn in die nächste Schneewehe: Zach Dean gibt sein Drehbuchdebüt, und freundlich informiert das Pressematerial, der Mann sei vorher Lehrer gewesen. Nun, Sprachen kann er schon mal nicht unterrichtet haben, ausgehend von dem, was uns um die Ohren tönt; Dean holzt ohne Gespür schaurige Dialoge zusammen, bei denen es einem die Schamesröte ins Gesicht treibt. Wenigstens führen die manchmal zu unfreiwilligem Humor, so bei der flackernden Blickes ausgestoßenen Drohung: „Du liegst gleich im Koma!“ Prust! Überhaupt stellt sich angesichts zeigefingerwackelnder Holzhammerpsychologie, Rubbelbildchen-Charakteren aus der Psychoretorte oder dämlicher Emanzipationsspielchen die Frage, was dieser Mensch gelehrt haben soll.

Regisseur Stefan Ruzowitzky zieht inszenierungstechnisch fröhlich mit, bebildert ideenlos und bar jeder Spannung. Einzig die Bluteinlagen scheinen ihm zu liegen: abgetrennte Finger, geritzte Kehlen, zerschossene Leiber, stets dekorativ im ewigen Weiß zu sichten, schaut ja schick aus. Besser macht’s den Mumpitz aber keineswegs.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...