Originaltitel: MORDENE I KONGO
Norwegen/DK/D 2019, 128 min
Verleih: Real Fiction
Genre: Thriller, Drama, Polit
Darsteller: Aksel Hennie, Tobias Santelmann, Ine Jansen
Regie: Marius Holst
Kinostart: 06.02.20
2009 ging der „Kongo-Fall“ durch die Medien: Zwei ehemalige norwegische Soldaten waren wegen Mordes an ihrem Chauffeur und Spionage von einem kongolesischen Militärgericht zum Tode verurteilt wurden. Das Urteil hatte zu diplomatischen Spannungen und jahrelangen Verhandlungen zwischen Norwegen und dem Kongo geführt. Die Verurteilten Joshua French und Tjostolv Moland stellten sich für die Öffentlichkeit vor allem als abenteuerlustige Afrika-Liebhaber dar. Doch bis heute ist nicht ganz klar, welche Mission die beiden in Afrika genau verfolgten.
Christian Fredrik Martin, der Produzent des Films, hatte zunächst die Idee, einen Dokumentarfilm über den Fall zu drehen, weil ihn die politischen Verstrickungen sowie die besondere Männerfreundschaft interessierten. Über zwei Jahre führte er Gespräche mit den beiden Inhaftierten. Doch dann starb Moland in der Haft. French wurde des Mordes an seinem Freund angeklagt, obwohl alle Indizien für Selbstmord sprachen, und kam erst 2017 frei.
Marius Holst hat nun die Regie für einen fiktionalen Film übernommen, der sich auf die Perspektive Frenchs bezieht. Holst bemüht sich, die beiden jungen Männer möglichst facettenreich zu zeichnen, anders als die Medien, die in den beiden jungen Männern hauptsächlich Freaks sahen, die das „verweichlichte“ Leben in Norwegen ablehnten.
Aber je weiter sich die Handlung entspinnt, die, wenn man zum realen Fall ein wenig recherchiert, komplex und undurchdringlich wirkt, fragt man sich als Zuschauer, warum Holst hauptsächlich einen gefährlichen Road-Trip zweier naiver Waffennarren, der leider böse endet, zeichnet. Nur am Rande erfährt man von ihrer möglichen Zusammenarbeit mit ostkongolesischen Rebellengruppen, ihren vorherigen Söldnereinsätzen. Gar nichts von der von ihnen in Uganda registrierten Sicherheitsfirma „Special Intervention Group“, die auf ihrer Website „Sicherheits- und Taktiktraining zu Lande, Wasser und im Dschungel“ anbot. Holst stellt ihre fragwürdigen Sympathien für berüchtigte weiße Söldner nur im Fieberwahn dar, ihr fahrlässiges Handeln, der zum Tod eines Menschen führte, wird nicht hinterfragt. Dabei sind genau solche „Jungs“, die eigentlich nur Krieg spielen wollen, höchst gefährlich. Damit hat Holst sich die Chance genommen, hinter die Fassaden jener Männer zu blicken, die, wie er French zitiert, eine „Tendenz zur Gewalt“ haben und Krieg als „etwas Gesundes“ ansehen.
[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...