D 2017, 92 min
FSK 0
Verleih: Salzgeber

Genre: Dokumentation, Biographie

Regie: Reto Caduff, Stephan Plank

Kinostart: 28.09.17

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Conny Plank – The Potential Of Noise

Einfach größer denken

Conny Plank (1940 bis 1987) war einer, der groß dachte und arbeitete, international immense Anerkennung bekam, der die Stellung Europas in der Populärmusik-Entwicklung stärken wollte. Einer, der zum Teil wahnwitzige Visionen hatte, ein grandioses Ohr, und Geld bestenfalls als „durchlaufenden Posten“ begriff. Plank war Toningenieur und Produzent, ein Klangästhet, der präzise um den „heißen Punkt“ eines Liedes wußte, vom Kölner Umland aus Signale in die Welt sendete. Platten von D.A.F, Scorpions, Eurythmics, Ultravox, Devo, Whodini, Gianna Nannini, Brian Eno oder Underworld tragen seine Handschrift, deutsche Bands wie Neu!, Kraftwerk, Humpe & Humpe und Cluster bekamen Planks deutlichen Einfluß zu spüren, ein längst verehrtes Indie-Label wie das englische Mute heimste durch Conny Plank frühen Glanz ein.

Zunächst der übliche Weg: Für CONNY PLANK – THE POTENTIAL OF NOISE wurden private und öffentliche Archive geöffnet, Männer und Frauen, die Plank traf, mit denen er arbeitete und lebte, erzählen von und über ihn, darunter auch der erst jüngst verstorbene Can-Bassist Holger Czukay. Conny Plank selbst kommt zu Wort. Sehr schön ist beispielsweise seine Antwort auf die Frage, weshalb er die Arbeit mit Bono und U2 abgelehnt hat: „Welches Bewußtsein muß ich da übertragen?“ Großartig auch jener eingefangene Zeit-Moment, als gezeigt wird, wie Plank sich selbst half, um die damals noch nicht speicherbaren Einstellungen am Mixer für den nächsten Tag zu retten: Er fotografierte die Regler einfach per Polaroid ab.

Es ist gleichsam ein persönlicher Film geworden. Planks Sohn Stephan, der 13 war, als Vater starb, und der all die Künstler dereinst als Teil der Familie betrachten mußte, geht auf Spurensuche. Er ringt mit neuer Nähe zu Conny, der damals nicht nah genug war für ihn. Er fährt und fliegt zu Menschen, die Conny Plank geehrt haben und geliebt. Zwangsläufig fällt dieses Werk also im Ton intim aus, duselig im Gefühl wird es deshalb noch lange nicht. Dafür war Planks vergleichsweise kurzes Leben in der Leistung einfach zu innovativ, war Wolperath nahe Köln einfach zu sehr Welt.

Sicher ist es auch Frank Griebes pulsierende Kameraführung, die für den Film auf eigenes Potenzial verweist. Wer wüßte nicht, daß eine zu dichte private Ebene des Regisseurs zum Protagonisten schnell aufdringlich werden kann.

[ Andreas Körner ]