Originaltitel: CAPTAIN CORELLI’S MANDOLINE

USA/GB/F 2001, 134 min
Verleih: UIP

Genre: Literaturverfilmung, Kriegsfilm, Liebe

Darsteller: Nicolas Cage, Penélope Cruz, John Hurt

Regie: John Madden

Kinostart: 01.11.01

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Corellis Mandoline

Die Liebe in den Zeiten der Choleriker

Wer Donizetti einem Verdi vorzieht, singt zur Strafe ein Volkslied. Und wer Wagner bewundert, wird erschossen. Andere Prinzipien kennt die italienische Truppe unter Hauptmann Corelli nicht. Sie nennt sich "La Scala", schmettert den lieben Tag lang Arien und vergnügt sich mit ihren Huren am Strand. Eigentlich sollte sie jetzt (im Jahre 1943) und hier (poetische griechische Insel) den Besatzer spielen, schließlich ist Krieg. Doch ist Corelli zu charmant, um die Insulaner als Feinde zu betrachten. Zumal die stolze Arzttochter Pelagia in sein Blickfeld geriet, auf daß ihm die Sinne schwanden. Doch am Fels des Odysseus beißt der Verliebte vorerst auf Granit: Mit Zorn in den Nüstern zeigt das Vollblutweib wenig Verständnis für Corellis Gastspiel. Da hilft nur noch Verführungstrick Nummer drei: die Miniklampfe.

Mandelaugen hin, Dackelblick her. Zwar drischt Nicolas Cage ordentlich in die Saiten seiner Mandoline, indes Penélope Cruz den Tango argentino auf einer hermetischen Griecheninsel zum Kult erklärt. Doch werden neben der tadellos schönen Arzttochter und ihrem âitalienischen Patienten’ nur weitere, wiewohl bezaubernde Klischees bedient. Da gibt es jenen unpassenden Verlobten, nicht sehr helle im Kopf, der sich als Partisan rechtzeitig aus dem Film und an die Front empfiehlt. Oder den auf- und abgeklärten Medikus. Den witzig-couragierten Bürgermeister... Es fehlten nur noch die Russen, die das Kriegsfeuer grölend mit Wodka löschen und nicht nur androhen, ihre Balalaika aus dem Gepäck zu holen.

Deren Widerpart nun übernehmen die cholerischen Deutschen, denen es ein Bombenvergnügen ist, einfach so drauf loszuschlagen. In der Tat richteten sie auf jener Insel eines ihrer abscheulichsten Massaker an, das sich im Film auf ein erträgliches Maß reduziert. Geschichtslehrer sollten daher die Chance wahrnehmen, ihre Schulklassen ins Kino zu bugsieren, statt sich der vergeblichen Müh’ auszusetzen, einen Weltkrieg vom Pult aus erklären zu wollen. Wem jedoch an epischer Weite und Differenziertheit gelegen ist, der greife zum englischen Erfolgs-Roman.

[ Angela Rändel ]