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Corridor

Hämmerchen und Schlüsselchen

Onkel Peter spielt auch mit. Der großartige Peter Ingvar Rolf Storm, gern gesehen in markanten Nebenrollen internationaler Produktionen von VERHÄNGNIS bis FARGO, von THE BIG LEBOWSKI bis THE LAST STAND. Peter wer? Stormare, Peter Stormare! Unter diesem Namen kennt ihn die Welt.

Neffe Johan ist also ebenfalls beim Film. Mit Johan Lundborg hat er CORRIDOR geschrieben und gedreht. Der Onkel dürfte froh sein, wie die jungen Männer mit der Kinogeschichte umgehen und den aktuellen Rückenwind nordeuropäischer Kriminalfälle nutzen. Ihr kleiner Kammer-Thriller ist fein gespielt, karg erzählt, das Sujet allerdings ist natürlich nicht neu. Doch just dort, wo SO FINSTER DIE NACHT eine gelungene, zutiefst schwedische Variation auf Vampirfilme war, bewegt sich auch CORRIDOR im Sektor „Spannung plus.“ Wieder ein Wohnhaus, wieder ein junger Mann, der sich durch Geräusche übel belästigt fühlt und zu Taten schreitet, die vor allem ihm selbst fremd sind und eine gefährliche, am Ende blutige Eigendynamik entwickeln.

Der stille Medizinstudent Frank will doch eigentlich nur seine Prüfungen vor Weihnachten schaffen, damit er einigermaßen ruhig die Heimreise ins norwegische Bergen antreten kann. Frank ist klassischer Solist, ohne Freunde, ohne Freundin, ohne Mumm. Als er im Hausflur auf Lotte trifft, Mieterin über ihm, fühlt er sich zunächst nur gestört. Einsilbig bedeutet bei ihm geschwätzig. Doch Lotte taucht immer wieder auf, borgt sich Waschmittel, bringt ihm Kekse, will schwatzen. Sex aber hat sie mit Micke. Hörbar. Nervtötend für Frank. Da ist guter Studentenrat teuer. Erst recht, als es über ihm gewaltig kracht, Lotte an seine Wohnungstür hämmert, und der Spion im Brett eindeutig verrät, daß sie Hilfe braucht. Frank hat mehr Angst als Vaterlandsliebe und öffnet nicht. Fortan fehlt Lotte, blutige Kleidung liegt im Hausmüll, und der rabiate Micke steigt als Wutbürger durch die Flure. Klarer Fall von Mord, denkt Frank. Stets dumm, wenn sich beim Helden die eigene Fantasie mit dem Bibbern verbündet. Das war in allen ordentlichen Thrillern bislang so.

CORRIDOR setzt ohne übertriebenen ästhetischen Ehrgeiz auf die üblichen Werkzeuge wie Hämmerchen und Schlüsselchen. Auch mit bizarrem Witz entwickelt er in knapp 80 Minuten einen ordentlichen Zug. Und Neffe Johan wird Onkel Peter auf ewig dafür dankbar sein für die verwandtschaftliche Geste seines Mitwirkens.

Originaltitel: ISOLERAD

S 2009, 80 min
FSK 16
Verleih: Barnsteiner

Genre: Thriller

Darsteller: Emil Johnsen, Ylva Gallon, Peter Stormare

Regie: Johan Lundborg, Johan Storm

Kinostart: 28.02.13

[ Andreas Körner ]