D 2024, 133 min
FSK 12
Verleih: Port au Prince

Genre: Biographie

Darsteller: Sam Riley, Max Schimmelpfennig, Hanns Zischler, Elisa Badenes

Regie: Joachim Lang

Kinostart: 03.10.24

1 Bewertung

Cranko

Biedersinn und steife Hüften

John Cranko (1929–1973) war ein mitreißender, großartiger Ballettchoreograph – und ein Enfant terrible wie aus dem Bilderbuch. Empfindsam und empfindlich, verletzend und verletzlich, großherzig und kleinlich, unerbittlich und weinerlich zelebrierte Cranko sein Dasein gleich einem Pas de deux zwischen Kunst und Getue, Höhenflügen und Abstürzen. 1960 vertrieben ein paar Skandälchen samt unschöner Schlagzeilen Cranko vom Royal Ballet London ins beschauliche Stuttgart, wo der Mann dann innerhalb kurzer Zeit das Wunder vollbrachte, aus einer städtischen Tanzcompany handwerklicher Solidität ein aufregendes Spitzenensemble von Weltrang zu formen.

CRANKO heißt der Film, der sich jetzt dem Choreographen und seinem Wirken in Stuttgart widmet. Und das auf eine Art, ob derer man getrost mal spekulieren darf, daß Cranko diesen CRANKO als Kränkung empfunden hätte. Denn was Regisseur Joachim Lang hier abgeliefert hat, ist eine routiniert uninspirierte Arbeit intellektuellen Biedersinns und inszenatorischer Steifhüftigkeit. Dabei will man die brave „Schaffe, schaffe, Filmle drehe“-Pflichtschuldigkeit, die CRANKO in seiner Sparflammenästhetik samt Second-Hand-Dialogen ausstrahlt, nun wirklich nicht den Schwaben in die Schuhe schieben.

Doch läßt sich andererseits nicht ignorieren, daß der Film im Grunde genau dort feststeckt, woraus Cranko einst das Stuttgarter Ballett so wunderbar befreite: in der Enge des Provinziellen deutscher Provenance. Anders gesagt: Über Cranko und die Kunst des Tanzes erzählt CRANKO wenig bis nichts. Über das deutsche Gegenwartskino so einiges.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.

Cranko ab heute im Kino in Leipzig