Originaltitel: EYE SEE YOU
USA 2000, 93 min
Verleih: UIP
Genre: Action
Darsteller: Sylvester Stallone, Polly Walker, Tom Berenger, Charles S. Dutton
Regie: Jim Gillespie
Kinostart: 17.01.02
Er geht mal wieder um, der bestialische Killer mit der Bohrmaschine. Diesmal hat er bereits neun Kollegen des FBI-Agenten Jake Malloy getötet. Ganz fies wird es jedoch erst, als er auch dessen Freundin umbringt. Und das kurz vor der Hochzeit. Bitter.
Der Hüter von Recht und Gesetz versinkt zunächst in Depressionen, dann in der Flasche, wodurch Hauptdarsteller Sylvester Stallone Gelegenheit erhält, mit leidender Miene (einer von genau zwei Gesichtsausdrücken) auf den Knien zu rutschen oder von Erinnerungen geplagt zu werden. Was bei einem fähigen Schauspieler möglicherweise berührt hätte, wirkt hier unfreiwillig komisch. Doch bevor dem Zuschauer der letzte Nerv geraubt wird, begibt sich Malloy auf Anraten eines Freundes in ein Therapiezentrum für traumatisierte Cops, irgendwo abgeschieden nahe Alaska (?), um dort in der gemütlichen Atmosphäre eines Atombunkers Gruppensitzungen beizuwohnen. Schön und gut, doch schließlich haben wir es noch immer mit einem Stallone-Vehikel zu tun. Folgerichtig stapeln sich im Kühlhaus bald die Leichen, denn mysteriöse Selbstmorde dezimieren die mental deformierten Insassen. Als man den Anstaltsleiter mit einer Axt im Kopf findet, ist klar, daß der Killer bereits wieder seinem Vergnügen nachgeht. An Flucht ist aber nicht zu denken, da – Zufälle gibt’s ! – just in diesem Augenblick ein mörderischer Schneesturm losbricht ...
Leider verschenkt der Film seine durchaus interessante "Psychisch angegriffene Menschen in Extremsituation allein mit einem Mörder"-Idee an sicherlich erwartete, doch konventionelle Action. Spannung entsteht nicht aus der Handlung, sondern den üblichen Veräußerlichungen (treibende Musik, hämmernder Sound, Schockeffekte – und natürlich neigen fliehende Frauen noch immer dazu, dekorativ hinzufallen). Unter dem Strich bleibt somit ein teilweise harter Thriller, der sein Potential verschleudert und sich dadurch nicht aus der großen Masse abheben kann, aber dennoch zu unterhalten vermag. Wer nicht mehr erwartet ...
[ FRANK BLESSIN ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...