Die Piloten Frantisek und Karel fliehen nach dem Einmarsch der Nazis, um bei der Royal Air Force für die Freiheit ihres Landes kämpfen zu können. Frantisek läßt seine Geliebte Hanicka zurück, Karel kann die Angebetete aus seinen Träumen bequem mitnehmen: die fremde Schöne beansprucht auf dem Foto wenig Platz. Doch in England wird er mit Liebe aus Fleisch und Blut bekannt. Ein Absturz führt ihn zu Susan, die in ihrem Haus eine bunte Schar von Kriegswaisen hütet und versorgt. Schließlich erliegt sie dem Charme dieses impulsiven großen Jungen, beendet die Beziehung aber, als sie Frantisek kennenlernt und sich verliebt. Fortan leidet der eine an seinem Geheimnis, der andere an der schmerzhaften, scheinbar grundlosen Zurückweisung.
Als ein Zufall die Wahrheit enthüllt, machen Wut und Mißtrauen aus den Freunden Feinde und aus der Fliegerromanze ein Eifersuchtsdrama, in dem große Gefühle mit großen Bildern wetteifern. Für beides braucht man kein überdimensionales Budget - das beweist Jan Sverák eindrucksvoll. Doch während er in KOLYA mit Witz und Genauigkeit ein Herz freilegte, das andere berühren konnte, bleibt er hier seltsam distanziert. Zu verzückt sind die Augen zum blauen Himmel gerichtet, in dem seine Helden zu Hause sind, zu selten schaut er ihnen ins Gesicht. Kolyas einmalige Kinderaugen werden mit den kleinen Schutzbefohlenen der hilfsbereiten Engländerin im Dutzend feilgeboten und verströmen nur mehr Niedlichkeit, ebenso wie der herzige Hund, den Frantisek in einer langen, bedeutungsschwangeren Szene verabschiedet, bevor der Treuäugige sich endlich damit abfindet, allein in der Heimat bleiben zu müssen. So viel Süßlichkeit erfordert ein Kontrastprogramm, und das findet Sverák in einer reichlich unaufgeräumten Rahmenhandlung, die den Freiheitskämpfer Frantisek in kommunistischer Gefangenschaft in der Tschechoslowakei zeigt.
Ein ehemaliger SS-Arzt pflegt ihn dort im Lazarett und hat zu den Erinnerungen des Piloten ein paar kryptische Bemerkungen beizusteuern, deren tieferer Sinn irgendwo auf den Drehbuchseiten liegen geblieben ist.
Originaltitel: DARK BLUE WORLD
D/Tschechien/GB 2001, 115 min
Verleih: Helkon
Genre: Drama, Liebe, Kriegsfilm
Darsteller: Ondrej Vetchy, Krystof Hadek, Tara Fitzgerald
Stab:
Regie: Jan Sverák
Drehbuch: Zdenek Sverák
Kinostart: 02.05.02
[ Sylvia Görke ]