D 2018, 80 min
FSK 6
Verleih: W-Film
Genre: Dokumentation
Regie: Jasmin Herold, Michael Beamish
Kinostart: 11.04.19
Viele Romane und Kurzgeschichten Jack Londons erzählen vom Goldrausch, der mit seinen Versprechungen auf hohen Gewinn Ende des 19. Jahrhunderts die Menschen zu Abertausenden in den hohen Norden Amerikas lockte – trotz widrigster Lebensumstände und ungewisser Erfolgsaussichten. Heute zieht mit denselben Prämissen ein anderer Rohstoff viele Menschen in diese Gegend: Erdöl.
Die kanadische Stadt Fort McMurray ist ein solches Erdöl-Mekka. Von einem verschlafenen 2000-Einwohner-Nest entwickelte sich der Ort dank der dort reichlich vorkommenden Ölsande in den vergangenen Jahrzehnten zu einer Stadt mit über 60.000 Einwohnern. Die Löhne in der Ölindustrie sind höher als an vielen anderen Orten der Welt und wirken magnetisch auf Menschen von überall her. Auch die Leipziger Filmemacherin Jasmin Herold lebte einige Jahre in der Stadt, sie traf dort ihren Lebensgefährten und Co-Regisseur Michael Beamish. Ihr gemeinsamer Dokumentarfilm DARK EDEN taucht ein in die widersprüchliche Lebenswelt der Menschen von Fort McMurray.
Sie begleiten unter anderem den Deutschen Markus und seine russischstämmige Ehefrau Olga, die ständig auf der Suche nach dem nächsten Traumhaus sind. Der US-Amerikaner Kerry lebt seit Jahrzehnten weit weg von seiner Familie und finanziert sich mit dem dort verdienten Geld Großwildsafaris. Der Afrikaner Barnabas hingegen unterstützt mit prekären Jobs seine Familie in der fernen Heimat. Ihr Alltag dreht sich vorrangig um Arbeit und Geldverdienen, das eigentliche Leben scheinen sie alle in die Zukunft zu verlagern.
Doch der versprochene Wohlstand fordert einen hohen Preis. Tiere und Menschen entwickeln seltene Krebserkrankungen, auch bei Beamish wird eine solche diagnostiziert. Sie verleiht dem Film eine geradezu existentielle Dimension, ohne daß die Filmemacher ihr persönliches Schicksal in den Mittelpunkt stellen würden.
Dazu vermitteln Helikopterflüge einen Eindruck von der gewaltigen Umweltzerstörung, die hunderte Quadratkilometer Land in Giftmülldeponien verwandelt. Ein archaischer Schrecken geht von diesen beeindruckenden Aufnahmen des verwüsteten Landes mit seinen gigantischen Industrieanlagen aus. Im Grunde wissen alle um diese Verheerungen und leugnen sie gleichzeitig. Der Film ist somit auch ein Lehrbeispiel für die menschliche Fähigkeit zur Ignoranz des Offensichtlichen.
[ Dörthe Gromes ]