Istanbul gilt unter Insidern als das schwule Mekka Europas. Wie vereinbart sich das mit der heutigen Türkei? Bei den Dreharbeiten war zu beobachten, daß sich über die Medien, die EU-Beitrittsdiskussion und eine wachsende Übernahme westeuropäischer Lebensstile eine türkische schwule Community herausbildet, die zunehmend selbstbewußter für ihre Rechte einsteht.
Zu ihr gehört Mehmet Tarhan, 28 Jahre alt, gebürtiger Kurde. Vor zwei Jahren wurde er verhaftet und für elf Monate ins Gefängnis gesteckt. Als Schwuler wäre er ausgemustert worden, hätte dazu aber ein entwürdigendes Verfahren über sich ergehen lassen müssen. Über ihn wäre ein sogenannter „Fäulnisbericht“ ausgestellt worden, der ihm eine psychosexuelle Störung attestiert hätte. Der Haftbefehl gegen Mehmet Tarhan ist nie aufgehoben worden, seine Freiheit ist permanent bedroht.
Güney, 28, hofft, eines Tages ein „echter orientalischer männlicher Bauchtänzer“ zu sein. Bis dahin verdingt er sich als Transvestit in einem Pornokino, wo er gerade einmal genug verdient, um über die Runden zu kommen. Mert, 40, wird Istanbul verlassen. Als junger Mann kam er in die Großstadt, nachdem seine Familie von seinem Schwulsein erfahren hatte. Auch Bawer, 25, will reinen Tisch machen. Der charmante, wortgewandte Lügner gab gegenüber seinen Eltern vor, mit seiner guten Freundin Leyla eine Beziehung zu führen.
In verschiedenen Episoden sehen wir, wie sich die Protagonisten, jeder auf seine Weise, in einer vorwiegend schwulenfeindlichen Lebenswelt einrichten oder für ihre Rechte, ihre Freiheit und ein selbstbestimmtes Leben kämpfen.
D 2008, 82 min
Genre: Dokumentation, Schwul-Lesbisch
Regie: Döndü Kilic