D 2023, 110 min
FSK 12
Verleih: Constantin
Genre: Tragikomödie
Darsteller: Til Schweiger, Michael Maertens, Heino Ferch, Neda Rahmanian, Franziska Machens
Regie: Til Schweiger
Kinostart: 07.12.23
Was steckt Arthur denn da im Hintern?! Ein Stock muß es wohl sein. Ach Du armer Arthur, emsiger Professor, 2000 Überstunden, kaum Privatbereich, null Sex, dafür Millionen zu befolgender Regeln. Belacht verzweifelt seltene eigene Witze, drumherum herrscht Grabesstille. Eine von seiner Ex als „Gurkenschäler“ diffamierte traurige Gestalt. Total konträr Felix, der – formulieren wir’s höflich – Lebenskünstler, momentan völlig pleite. Interessiert sich bloß fürs Heute und Jetzt, pfeift schrill auf Arthurs Regularien. Zwei beste Kumpel, es funktioniert bereits seit Kindertagen; trotz allem oder gerade darum.
Felix’ Zukunftsabkehr gerät zur bitteren selbsterfüllenden Prophezeiung, als er an Lungenkrebs erkrankt – ohne dies zu ahnen. Arthur erfährt’s zufällig, möchte es dem Freund berichten, findet indes nur wirres Wortgewaber, weswegen plötzlich Felix denkt, Arthur blieben sechs Monate, höchstens. Er kniet sich reaktiv richtig rein, will dem vermeintlich Todgeweihten eine aufregende Abschiedszeit bescheren, erstellt Still-To-Do-Listen, schröpft Arthurs Kreditkarte. Sprengt synchron die atemabschnürenden Korsetts beider Buddys. Das Ende, ein doppelter Anfang.
Wozu Drehbuchautorin Maggie Peren die Ideenbeine langmacht, um zwischen teutonischem Pipi-Bums-Kreisch-Humor und den schwer erklimmbaren Gefilden genialen Nonsens’ („Ich arbeite in einer Personalentwicklung, weil ich mich gern persönlich entwickle!“) zu grätschen. Dabei ungeachtet mancher Klischeerückgriffe stets den Ernst der Geschichtenlage im Blick, auch wenn beispielsweise unverhofft zum ehemaligen Discokracher „It’s My Life“ eine (kleine) Verfolgungsjagd (gelinde) tobt. Arthurs Befreiung wiederum vollzieht sich gleichsam erstaunlich rasant, während Til Schweiger, der Regisseur, im Parallelbetrachtung mit Til Schweiger, dem bei besondere emotionale Dezenz benötigenden Szenen überforderten Hauptdarsteller, gereifteres Talent beweist, die Rolle ergo anderswo durchaus passender aufgehoben gewesen wäre. Dennoch: Die Chemie der Protagonisten stimmt, man glaubt ihrer engen Bindung. Irgendwann liegt Felix’ Kopf auf Arthurs Oberschenkel, schaut Feuerwerk an. Kitsch? Eventuell. Schön? Absolut. Und ein Augenblick des Verzeihens sämtlicher bis dato aufgelaufenen Schwächen.
Aus alldem zu lernen ist, daß man immer mal ein Kamel streicheln sollte, sich außerdem Spaßbremse und guter Mensch nicht ausschließen. Ebenso wenig wie Non-Perfektion und ordentlicher Film. Schon allein, weil man vermutlich nie ernsthaft erwartet hätte, aus einem Schweiger-Werk etwas Bleibendes mitzunehmen; konkret eine ins Gedankenrund gepflanzte Entgegnung, sich dort beharrlich vom Kalenderblattsprüchlein zur Empathieweisheit mausernd: „Es gibt keine Spinner. Nur Menschen in Not.“
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...