Zwei junge Männer lernen sich auf der Busreise von Istanbul nach Kurdistan kennen. Obwohl beide das Ziel ihrer Reise voreinander verbergen, entwickelt sich zwischen Faruk und Ali eine Art von Vertrautheit, die nicht nur auf den Mangel an Komfort - der alle Reisenden verbindet - zurückzuführen ist.
Zwischen Schlaf und Wachen der nächtlichen Fahrt teilen die beiden Protagonisten, dicht nebeneinander sitzend, Zigaretten und freundschaftliche Bekenntnisse. Ihre Gespräche drehen sich um Liebe und Gerechtigkeit, sind intim und dennoch begrenzt. Es entsteht eine seltsame Art von Nähe, die sich zwischen Menschen auf Reisen entwickeln kann. Gleichzeitig sind Faruk und Ali auf dem Weg in die oppositionellen Lager des gleichen Krieges. Der eine wird in Kurdistan seinen Militärdienst antreten, der andere sich der Guerilla anschließen.
DAS FOTO ist weltweit auf vielen Festivals gelaufen, gewann in Mailand den Preis "Bester Film" und erregte zuletzt auf dem Filmfestival in Frankfurt viel Aufsehen. Der kurdische Regisseur Kazim Öz diskutiert in seinem Werk die Chancen von Freundschaft, den Militarismus und die Realität des Krieges. Die Bilder, mit denen er den Krieg beschreibt, sind Einschüsse in einer Mauer, ein blutiges Tuch im Schnee, im Gleichschritt marschierende Stiefel und Hymnen, die gesungen werden, ohne daß man die Singenden sieht. Diese Sichtweise der Realität des Krieges transportiert die irreparablen Eindrücke von Trauer und Verlust mit großer Eindringlichkeit. Öz arbeitet deutlich heraus, daß diese niemals vor der Öffentlichkeit verborgen werden können und zwangsläufig jede gesellschaftliche Wirklichkeit mitbestimmen.
Erzählt wird die Geschichte unterschiedlicher Lebensläufe. Faruk und Ali aber hängen selbst in der Intensität der Frontlinienkämpfe der Spur ihrer Begegnung als einer widerhallenden Melodie nach. Auch wenn die freundschaftlichen Anklänge zunächst verloren scheinen in der Feindschaft des Krieges - der in einem Schnappschuß gefrorene Moment findet seinen Weg durch die Kanäle der Verständigung.
Originaltitel: FOTOGRAF
Türkei 2001, 68 min
Verleih: Mezopotamya
Genre: Drama
Darsteller: Feyyaz Duman, Nazmi Kirik, Mizgin Kapazan
Regie: Kazim Öz
Kinostart: 19.09.02
[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.