D 2019, 101 min
FSK 0
Verleih: Constantin
Genre: Dokumentation, Natur
Regie: Jörg Adolph
Kinostart: 23.01.20
So sagt’s der Bestseller am Stück produzierende Förster Peter Wohlleben. In stürmischen Klima-Zeiten eine eher gewagte These, möchte man meinen; nun, Wohlleben wirkt allgemein nie um eine Interesse weckende Bemerkung verlegen, im Radiointerview befragt, welcher Baum er gern wäre, steht beantwortend die Buche. Grund: schön familiäres Verhalten!
Richtig gelesen, die sich scheinbar wenig um ihre Nachbarn scherenden Gewächse agieren höchst sozial, bemuttern den gesprossenen Nachwuchs, pflegen liebevoll alte Verwandte. Wo Unvorbelastete jetzt aus dem Staunen kaum herauskommen, sind Kenner der erfolgreichen Sachbücher bereits umfassend informiert – eine Zwickmühlensituation, der Regisseur Jörg Adolph geschickt begegnet, indem er zwar vorlagentreu bleibt, sie punktuell 1:1 zitieren läßt, indes nicht bloß schnöde bebildert, sondern Wohlleben selbst zumindest stichpunktartig porträtiert.
Wer ist die Person hinter dem in 40 Ländern erschienenem Werk? Ein doppelt dem Boden verhafteter normaler Typ, an den sich Markus Lanz typisch jovial, trotzdem recht treffend anwanzt: „Sie sehen aus wie einer, den man mal zum Grillen einladen würde.“ Der mit Renate Künast Entspannungstechniken diskutiert. Dem es simultan Freude macht, für nur eine Handvoll Leute Vorträge zu halten, aufgeregten Kindern geduldig Wissen zu vermitteln. Ohne drohend ausgestreckten Zeigefinger, obgleich andererseits keine Umweltdemo unbesucht vergeht. Der Mann glüht für „seinen“ Wald, prangert Forstwirtschaft, staatliche Lenkung, monetäre Scheuklappen an. Und erklärt nachvollziehbar, warum es eben klügere Alternativen zur Neubepflanzung gibt. Nix tun an allererster Front.
Um aber mehr als oberflächliche Neugier zu generieren, muß natürlich Bindung zum Betrachtungsgegenstand her, und weil wohl selten jemand Bäumen emotionale Zuwendung entgegenbringt (von einzelnen Umarmungen eventuell abgesehen), versucht’s Wohlleben per Vermenschlichung. Er spricht – leider vor unvermeidlicher esoterischer Klimpermusik, wo eine naturbelassene Geräuschkulisse akustische Wunder bewirkt hätte – darüber, daß Setzlinge gestillt, Pläne gegen Feinde geschmiedet, Fortpflanzung oder Blüh-Events geplant werden, die Technikabteilung steuert Erwartetes bei: Zeitraffer und -lupe, angenehm unaufdringliche Computeranimationen. Und auch wenn jener Erzählton stellenweise schon fast zur Volkstümelei entgleitet, analytische Tiefe einbüßt, läuft man fortan doch geschärfteren Blickes durch die Welt. Nahziel erreicht, nächster Stopp: mittelfristiges Umdenken …
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...