Originaltitel: GIANTS OF LA MANCHA
Argentinien/D 2023, 88 min
FSK 0
Verleih: Constantin
Genre: Computeranimation, Abenteuer, Kinderfilm
Stab:
Regie: Gonzalo Gutiérrez
Stimmen: Marina Blanke, Julian Janssen, Felix Auer
Kinostart: 02.05.24
Alfonso Quijote, Ururururenkel des legendären Ritters von der traurigen Gestalt, hat dessen Geistesreichtum – mancher möchte es Wahnsinn nennen – geerbt. Deswegen bringt er, der Windmühlen als sozialverträglich-hilfsbereite Riesen wahrnimmt und sich unablässig in Begleitung dreier ausschließlich für ihn sichtbarer weißer Hasen befindet, schon mal sein geliebtes La Mancha knapp an den Rand einer Totalverwüstung. Was nun auch ohne ihn bestens funktionieren würde, denn seit einiger Zeit verwüsten zerstörerische Stürme das Land. Wer, außer dem eventuell übellaunigen Wettergott, steckt dahinter? Vielleicht Schleimling Carrasco, welcher sämtliche Häuser aufkaufen will und bereits fleißig den umgebenden Wald rodet?
Kläglicher Spannungsaufbauversuch, da rhetorische Frage, logisch; nichts, um dem hinreißend schrägen lokalen Hühnerkurierschnelldienst eine Enthüllungsmeldung ans Füßchen zu tackern. Sowieso geht’s überraschungsarm zu, weder recht hektisches Tempo noch gewohnte – trotzdem schöne! – Freundschaftsbotschaft verlassen vorgetrampelte Pfade. Ganz zu schweigen von technisch angegrauter Animation, zurückgenommener Humorfülle oder teils seltsamer Synchronisation. Könnte man alles richtigerweise bekritteln. Muß man aber nicht. Weil hier statt des fast akzeptierten Style Over Substance computeranimierter Kinderfilme die Devise „Inhalt über Form“ ausgegeben wurde und auf gleich mehreren thematischen Ebenen profunde Umsetzung erfährt.
So gilt Alfonso als spinnerter Außenseiter, was seinen Kumpel Pancho dazu animiert, die Kameradschaft öffentlich zu verleugnen. Die erste Liebe wiederum gehört zwar zum Standardprogramm, der auserwählte Schwarm Victoria tut es jedoch kaum – ein schnulzigkeitsallergisches Reparaturgenie, vollkommen verpflichtet dem gängige Klischees einmal forsch umkrempelnden Wahlspruch „Ein tapferes Fräulein ist zur Stelle, wenn ein junger Ritter in Not ist“ – nimm das, Dulcinea … Überhaupt geben die Frauen den Ton an, kein Wunder angesichts realitätsnah unbrauchbaren Mannsvolks, darunter Alfonsos stets reimender Vater. Immerhin verantwortet er einen genial dämlichen Sofortklassiker: „Grüß die Kinda, Melinda!“
Wahrlich, es unterhält über Altersgrenzen hinweg, jenes nie unter Niedlichkeitsmangel leidende Hohelied auf gern überschäumende Phantasie und Mut zum Verrücktsein. Erlebt man nicht gerade jeden Tag.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...