Eine Gruppe von Fremden, die eine Zeitlang zusammen in einem Raum verbringt, stellt am Ende fest, daß man mehr gemeinsam hat, als man am Anfang dachte, wenn sich alle einander öffnen. So in Kurzform der Grundgedanke von BREAKFAST CLUB, der damit Mitte der 80er zur Schablone für amerikanische Schulkomödien wurde.
Gut, ein Teeniefilm ist das hier gerade nicht, vielmehr stehen Romantik und Lebensreise im Zentrum, und die drei Protagonisten befinden sich, statt nachsitzend in der Schulbibliothek, aufgrund zufälliger Umstände gemeinsam in einem Auto auf dem Weg nach New Orleans. Und doch, gewisserweise sitzen auch sie nach und lernen voneinander über das Leben: Martine, die 15jährige Prinzessin, die sich zu Hause nicht mehr aufgehoben fühlt; Gordy, der junge Freak, dessen Flucht von daheim von allen beklatscht wurde, und der sich, obwohl bleich und sommersprossig, für einen „Native“ ausgibt. Und der wortkarge Brett, der eigentliche Held, der schon ein paar Jahrzehnte mehr auf dem Buckel hat und gerade aus dem Gefängnis kommt – was die anderen zu Beginn nicht wissen.
Der Film setzt sehr auf seine mal sonnendurchfluteten, mal nebelverhangenen Landschaftsaufnahmen entlang des Mississippi mit, wie Gordy selbst sagt, viel Tom-Sawyer-Romantik. Eingeblendet in die Reise werden Fragmente von Bretts unglücklicher Liebesgeschichte mit der Bootsbesitzerin May – eine Geschichte, die er vermasselt hat, weil er als Kerl, der er nun mal ist, tun mußte, was ein Kerl tun muß, auch wenn er es besser anders täte. Sollte er noch mal bei May anklopfen? Eine letzte Chance tut sich auf, inzwischen von den jungen Mentoren Martine und Gordy gefördert. Und aus steht die große Lebensentscheidung, für die es nie zu spät ist. Ach, wie harmonisch kann es doch manchmal zugehen ...
An der Besetzung liegt es sicher nicht, auch nicht an den wirklich schönen Aufnahmen und wahrscheinlich nicht an der Inszenierung, daß der Film nicht so richtig ankommt, wo er hin will: im Gemüt. Doch viele passable Teile ergeben nicht zwangsläufig ein Ganzes, wenn sie zusammengesetzt werden. Auch wenn man zum Schluß doch noch eine Träne wegdrückt, es bleibt der fade Nachgeschmack des Konstrukts. Und wenn Produzent Arthur Cohn so schön erklärt, es sollte bei dem Film einmal nicht auf großes oder kleines Budget ankommen, so wäre es doch noch schöner, wenn es trotzdem auf etwas ankäme.
Originaltitel: THE YELLOW HANDKERCHIEF
USA 2008, 96 min
FSK 12
Verleih: X Verleih
Genre: Roadmovie, Liebe, Drama
Darsteller: William Hurt, Maria Bello, Kristen Steward, Eddie Redmayne
Stab:
Regie: Udayan Prada
Produktion: Arthur Cohn
Kinostart: 19.11.09
[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...