D 2022, 93 min
FSK 12
Verleih: Farbfilm
Genre: Drama, Erwachsenwerden
Darsteller: Xari Wimbauer, Lisa Wagner, Hans Löw
Regie: Christian Lerch
Kinostart: 28.04.22
Obwohl das Grauen weit über 70 Jahre zurückliegt, wirkt dieser Film im Angesicht der Weltlage erschreckend aktuell. Es ist kurz vor Kriegsende. 1945. Bomben fallen auf München, die Menschen flüchten, Soldaten werden von Gewehrkugeln durchbohrt. „Im Krieg gibt es keine Helden“, sagt Felix’ Vater, der sich von der Front heimlich in das kleine bayrische Dorf aufgemacht hat, um Kampf und Elend zu entkommen.
Doch die Freude des Sohnes ist zurückhaltend. Die Wochen, die der 11jährige fernab der liberalen Stadtgesellschaft verbracht hat, haben ihn verändert. Das Dorf ist beherrscht von der Nazi-Ideologie, der sich Felix und die anderen Bewohner nur schwer entziehen können. Auch Mutter Anna macht gute Miene zum bösen Spiel, denn ihr alter Schulfreund Feik, der selbsternannte Nazi-Aufseher der kleinen Gemeinschaft, hält das Zepter streng in der Hand. Widerstand heult nur leise am Rand auf und verebbt wieder. So schmuggeln sich alle irgendwie durch tägliche Angst, in der Hoffnung auf ein nahes Ende. Als Felix zwischen der Liebe zu Hitler und zu seiner Familie steht, muß er entscheiden, wo er wirklich hingehört.
Christian Lerch erzählt hier eine hochspannende Geschichte über Kindheit im Krieg. Es geht um die Macht der Manipulation. Die atmende Kamera ist nah dran an Felix und seinen neuen Freunden, die schmerzlicherweise verlernt haben, was gut und böse ist. Es ist schwer auszuhalten, wie sie Kampfhandlungen imitieren. Gewalt spielerisch verpackt verdeutlicht, wie tief der Krieg seine Wurzeln in uns schlägt. Auch wenn wir das schon so oft gehört haben, braucht es Filme wie diesen, um es immer wieder zu verdeutlichen: Krieg ist der Verlust von Zivilisation. Damals wie heute.
[ Claudia Euen ]