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Das Glücksprinzip

Den Kindern das Kommando?

Man muß sich folgendes mal durch den Kopf gehen lassen: Dem 11-jährigen Trevor liegt die Welt zu Füßen, denn er hat sich ihrer angenommen. Zumindest steht für den naseweisen Rotzer fest, daß sein Glücksprinzip - jeder Mensch tut drei anderen Menschen Gutes, diese wiederum... - den sozialen und moralischen Verwesungsprozeß der Welt stoppen kann. Das gefällt seinem Sozialkundelehrer Eugene Simonet natürlich entsprechend gut. Unser kleiner Trevor kann jetzt loslegen: er läßt einen Penner duschen, bekämpft leidenschaftlich die Alkoholabhängigkeit seiner Mutter und will Mama und Geheimrat Simonet zusammen bringen, damit der eigentliche Papa nie mehr Böses tun kann...

Nein! Kein spinnerter Leitartikel im Wachturm, kein Treppenhausgeschwätz der Zeugen Jehovas, sondern die neueste Regiearbeit von Mimi Leder! Einfältig wie Gänsemariechen erzählt sie in dieser Gutenachtgeschichte davon, wie leicht es doch sei, die Welt wenigstens ein bißchen erträglicher zu machen. Fast schmierig, stets larmoyant läßt die gute Mimi die durchweg peinlich agierenden Schauspieler durch den Grimmschen Alptraum stolpern. Für Frau Leder gibt es leider nur Lärm oder Langeweile, heiß oder kalt, schwarz oder weiß. Zwischentöne kennt sie nicht. Mußte sie bisher auch nicht mit krachledernem Actiondurchschnitt wie PROJECT PEACEMAKER oder DEEP IMPACT.

Und es ist natürlich wieder ein Kind, welches die verdorbenen Erwachsenen aufrüttelt. Ausgerechnet das spielt wieder Haley Joel THE SIXTH SENSE Osmont, der Inbegriff nervender, schlaumeierischer und verzickter Gören. Warum tut man uns das an? Von der ersten Dialogzeile bis zum triefenden Ende schleift uns die Regie in ein Wechselbad der Peinlichkeiten. Der gesamte Film ein Fall für’s Kissen. Und wenn man gerade mal wieder denkt, daß es nicht schlimmer geht, kommt Jon Bon Jovi ins Bild...

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.