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Das grenzt an Liebe

Ein filmisches Wochenend-Wölkchen

Leah hat’s eigentlich gut: Die Seniorin wohnt irgendwo im Postkarten-Nirgendwo und bessert ihre Rente als Barsängerin auf. Klar, wenn sie dabei nicht regelmäßig erinnerungsüberwältigt losweinen würde, könnte der Erfolg vielleicht noch größer sein, aber Leah verlangt halt nicht viel, was Diane Keaton wie gehabt dauerlächelnd und fahrig gestikulierend veranschaulicht.

Einziger Schatten ihrer geruhsamen Existenz: Nachbar Oren respektive Michael Douglas, ebenfalls paraderollenmäßig besetzt, denn seit dem Tod der Gattin sackte Oren zum misanthropischen Widerling ab, der Hunde mit einem Paintball-Gewehr vom Grundstück ballert, null Sinn für Nähe besitzt und gegenüber seiner mütterlichen (einzigen) Freundin Claire Sprüche wie diesen klopft: „Ich brauche die Sicht einer Frau, und Du kommst dem am nächsten.“ Ob er auch kleine Kinder frißt, dazu liegen keine sicheren Erkenntnisse vor; blöd wäre es aber, weil plötzlich Orens verstoßener Sohn vor der Tür steht und wegen eines künftigen Gefängnisaufenthalts die bislang unbekannte Enkelin abliefert. Leah nimmt sich des verständlich verschreckten Kindes an – und löst damit eine Lawine zwischenmenschlicher Verstrickungen aus.

Zwei einsame Seelen zueinander passenden Alters, rosige Hollywood-Welt, dazu ein durch pure Niedlichkeit jedes Herz erweichendes Mädchen: Auch wenn der deutsche Titel begriffsstutzigen Emotionsverweigerern nicht dampframmenmäßig den Gedankenweg ebnen würde, wäre von Anfang an klar, wohin die Reise führt. Macht jedoch rein gar nix. Weil es sie auch geben muß, diese wattigen Filmwölkchen, welche zum Abschalten nach stressigen Wochen dienen oder schüchterne Erstdates begleiten. Genau damit haben wir’s hier zu tun – luftiges Gefühlskino, bei dem mal ein paar betrübte Regentropfen fallen, bevor natürlich gleich wieder die Sonne scheint.

Glücklicherweise kaum auf brüllendes Gelächter gebürstet, eher dezent komisch, selbstvergessen anrührend, primär in Nebenrollen hingebungsvoll gespielt, hervorstechend da Frances Sternhagens kettenrauchende, stets zum Widerwort befähigte Claire. Außerdem gibt’s sogar was zu lernen – einerseits wird endlich die Frage geklärt, wieso Filmdamen nach dem Sex eigentlich immer noch ihren BH tragen.

Und andererseits hätte die Botschaft wesentlich banaler ausfallen können als: „Mein Gott, nun laßt das Vergangene vergangen sein!“

Originaltitel: AND SO IT GOES

USA 2014, 93 min
FSK 0
Verleih: Senator

Genre: Komödie, Romantik

Darsteller: Michael Douglas, Diane Keaton, Frances Sternhagen

Regie: Rob Reiner

Kinostart: 06.11.14

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...