Originaltitel: DEAD DONKEYS FEAR NO HYENAS

S/D/Finnland 2017, 80 min
FSK 0
Verleih: Neue Visionen

Genre: Dokumentation

Regie: Joakim Demmer

Kinostart: 28.09.17

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Das grüne Gold

Die Schieflage der Entwicklungsshilfe

Sechs Jahre hat Joakim Demmer an seiner Geschichte über den Nationalpark in Gambela, West-Äthiopien, gearbeitet, um aufzuzeigen, wie die äthiopische Regierung mit Unterstützung der Weltbank die Heimat der Menschen und Tiere zerstört. Investigativ ergründet der Dokumentarfilm die Vorhaben der Firma Saudi Star, die im Nationalpark Land für einen großflächigen Ackerbau bearbeiten darf – mit dem Vorhaben, das Areal auf ein Maximum auszuweiten.

Was die Intention des Filmemachers war, zum ersten Mal nach Äthiopien zu reisen, erfahren wir nicht, aber schnell scheint er dort an den Journalisten Argaw Ashine gekommen zu sein, der der Rodung des Nationalparks auf der Spur ist. Der Irrsinn hinter einer vermeintlichen Entwicklungshilfe, die den Menschen Nahrung, Wohnraum und Schutz gewährleisten will, ist, daß die Kleinbauern und Bewohner des Gebiets ihre Felder und ihr Zuhause verlieren. So wird ihnen nicht nur ihre Lebensgrundlage genommen, sondern auch ihre Wurzeln, das Land, in dem ihre Vorfahren begraben liegen.

Demmer begleitet mehrere Protagonisten in dem gefährlichen Spiel um das grüne Gold und läßt so viele Stimmen die Geschichte dieser Menschenrechtsverletzung erzählen. Meist unkommentiert sprechen Mitarbeiter von Saudi Star, ausländische Investoren, gleichsam wie Aktivisten und die Anuak, die unter der Zwangsumsiedelung leiden. Einige Betroffene werden von der Regierung bedroht, sogar zwischenzeitlich weggesperrt, viele verlassen das Land und flüchten in Camps in den benachbarten Süd-Sudan. Denn die Regierung beschützt ihre Bürger nicht, oftmals verlaufen die Zwangsumsiedelungen gewaltsam. „Man zerstört ihre Geschichte, ihre Identität, ihre Würde“, sagt einer der vertriebenen Anuak, deren Forderungen die Menschenrechtsorganisation „Inclusive Development International“ aufnimmt und sie mit einer Klage an die Weltbank dort einreicht.

All das wird in ruhigen Bildern erzählt, oft geht der Blick in die Weite der Landschaft und trifft einen umso härter. Im Kontrast zu den drastischen Lebensumständen der Anuak verhält sich auch die unaufgeregte Erzählstimme des Filmemachers, der partiell seine persönlichen Eindrücke einfließen läßt. Nach einer jahrelangen Recherche und Zusammenarbeit mit Aktivisten und Menschenrechtlern bleibt am Ende die bitterste Pille dieser modernen Form der Kolonialisierung zu schlucken, daß eine Institution wie die Weltbank nicht gerichtlich zu verklagen ist, und letztendlich über eine Million Menschen ihr Land verloren haben.

[ Katharina Wittmann ]