Originaltitel: LIFE AS A HOUSE
USA 2001, 125 min
Verleih: Warner
Genre: Schicksal, Tragödie
Darsteller: Kevin Kline, Kristin Scott Thomas, Hayden Christensen
Regie: Irwin Winkler
Kinostart: 04.07.02
Als tapferer Produzent der ROCKY-Filme machte sich Irwin Winkler nicht nur um die moderne Mythenbildung verdient. Den Stallone-Geruch aus Handwerk und Pathos hat er in seinen Lungen über Dekaden konserviert und haucht ihn als Regisseur nun einer Geschichte ein, die doch zunächst verheißungsvoll beißend duftet: George Monroe, Bewohner einer windschiefen Hütte, uriniert in den Pazifik. Derweil gebärdet sich sein Sohn Sam kaum weniger unkonventionell: mit der geballten Verzweiflung eines Heranwachsenden frönt er Piercings, Melancholie, Drogen und Marilyn Manson - zum Glück vorerst nur im Hause von Georges geschiedener Frau Robin. Doch Schicksal und Drehbuch lassen sich nicht lumpen, berauben George seines Jobs sowie der Gesundheit und führen den nunmehr heimlich Krebskranken seiner Bestimmung als liebender Vater zu.
Der Teenager-Trauerkloß wird aus der Lethargie gerissen, abgeschminkt und mit sanfter Gewalt zur Mitwirkung an Papas letztem großen Traum verdonnert: die ranzige Hütte an den kalifornischen Klippen soll einem neuen Haus weichen. Eine weise Filmmarketingabteilung wertet die platte Metapher für das Kitten einer gestörten Vater-Sohn-Beziehung vorsichtshalber poetisch auf, zum Beispiel mit den Worten des alten Handwerksmeisters T.S.Eliot: "Zu Hause fängt alles an." Während im Hintergrund nun ein unerbittlicher Countdown Georges letzte Lebenstage herunterzählt, muß man im Vordergrund entsprechend zügig voranschreiten: Sam wird lieber, die inzwischen mitwerkelnde Ex-Frau immer verliebter, der Pazifik immer blauer.
Weder die plärrende Kreissäge noch ein paar erzählerische Ausflüge in Vergangenes, Erotisches und Humoristisches werden verhindern, daß alles im Meer der Tränen versinkt. Das neue Haus natürlich nicht, denn wie man hört, unterzog sich Kevin Kline eigens einem Intensivlehrgang in Sachen Zimmern, Hobeln und Schmirgeln. Da kann man sich wenigstens für eigene Bauvorhaben inspirieren lassen. Es lebe das method acting!
[ Sylvia Görke ]