D 2012, 86 min
FSK 12
Verleih: Constantin
Genre: Komödie
Darsteller: Marian Kindermann, Lisa Bitter, Matthias Brenner, Susanne Tremper
Regie: Sönke Wortmann
Kinostart: 10.05.12
Altgediente Herrenbands zieht es immer häufiger raus aus den Arenen hinein in kleinere Clubs. Sie kehren quasi zurück zu ihren Anfängen, alles eine Nummer kleiner, dafür intimer, vertrauter und meistens einen Tick ehrlicher. Und so verhält es sich auch mit Sönke Wortmann und seinem neuesten Film: Ohne große Komödienstars, ohne Historien-oder Bestsellerbombast, dafür mit mobiler Technik erspinnt er ein kleines, feines Lachstück über den Irrsinn, den eine Heirat so mit sich zieht.
Wobei „klein“ hier wirklich nicht überstrapaziert werden sollte, denn Wortmann ist mit dieser Kömödie vielleicht der erste große deutsche Frühsommerhit des Jahres gelungen, was gut wäre, denn das Lachen ist hier nicht peinlich. Wortmann erzählt mit pointiertem Witz, tut dies mit lebensechten Figuren in so gar nicht papieren raschelndem Szenarium – quasi das Gegenstück zur Schweigerschen Blaupauserei also.
Dabei ist das Gesetzte regelrecht einfach und unaufgeregt: Pia und Sebastian sind verliebt, also wird geheiratet. Und Daniel, Bastis bester Freund, filmt alles mit. Das soll das Geschenk werden. Die Freude über dieses Geschenk kann – so darf man im voraus spontan vermuten – eine nicht ganz ungetrübte sein, denn erstens sind Hochzeiten trotz anstrengender Bemühung kaum planbar, zweitens kennen sich die beiden süßen Turteltäubchen gerade mal ein paar Wochen, und drittens unterscheiden sich die nun zu verknüpfenden Familien wie Vanillepudding und Grützwurst. Sebastian ist ein Von-und-zu, seine Eltern entsprechend distinguiert. Pias Eltern hingegen sind geschieden, der Vater ein musizierender, bäriger Herumtreiber, die Mutter, neu mit einem Buddhisten liiert, der so janz tief in sich ruht. Pias Mama ist eine Frau, die das Herz auf der Zunge trägt, und das sorgt für einige der schönsten Lacher, wenn sie sich beispielsweise nachdrücklich dafür interessiert, welchen Nazisäcken das Schloß einst gehörte, in dem nun die betuchten Eltern Bastis die Hochzeit ausrichten lassen. Wortmann läßt Daniel und kurz darauf Pias Schwester Despair das Kommando an den Handkameras übernehmen, wodurch interessante Einzelporträts entstehen, aus denen sich letztendlich der herrliche Witz des Films speist.
So läßt es sich Pias Ex nicht nehmen, auf der Party aufzutauchen, was nicht nur, aber doch vor allem und verständlich Sebastian auf die Palme bringt, denn Carlos Künstlername ist „Keule“, sein Metier die Pornofilmerei. Außerdem erleben wir einen entnervten Pastor, einen erst überheblichen, dann kleinlauten Standesbeamten mit einem pikanten Faible für Vierbeiner, aus Pias Junggesellinnenabschiedsrunde sticht vor allem Mandy heraus, die mit einem Hasselhoff-Tattoo – überlebensgroß auf dem Rücken – auffällt.
Es ist natürlich das erprobte Spiel der Gegensätze, das hier zur großen Unterhaltung des Publikums köstlich ausgereizt wird. Was ja paßt bei einer Entscheidung fürs Leben. Gerade aus Pias Sicht: Bisher immer diese wilden Typen, und nun soll es der wandelnde Bausparvertrag sein, oder wie? Sönke Wortmann erzählt lässig, mit Tempo und erfrischend unverklemmt – auch von Pias „Sportunfall.“ Wegschmeißen möchte man sich vor allem auch immer dann, wenn die Von-Stieglitz’ eine Fresse zieht, als gehe es nicht um die Vermählung, sondern um die Einäscherung ihres Jungen.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.