D 2002, 100 min
Verleih: Buena Vista
Genre: Teenie, Erwachsenwerden
Darsteller: Max Mauff, Oliver Korittke, Diane Siemons-Willems, Thomas Drechsel
Regie: Kai Wessel
Kinostart: 03.10.02
Das mit dem 80er-Wahn kann schon gehörig auf die Ketten gehen. Warum giert denn momentan alles und jeder nach Billigsounds, peinlicher Klamottage und ungenießbaren Trendgetränken? Schon vergessen, daß die klebrigste Dekade des vergangenen Jahrhunderts auch Unverdauliches wie Modern Talking, im wahrsten Sinn des Wortes Haarsträubendes wie Limahl und zum an die Decke gehen Dämliches wie Bud Spencer und Terence Hill ans Licht brachte? Oder eben Dorfdeppen-Pop wie Opus "Life is live".
Diese Mitstampfnummer gehört auch zur Klangkulisse dieses nun vorliegenden Streifens, der überraschenderweise trotz nostalgischer Memorabilia erstaunlich gut gelungen ist. Es geht um den 15jährigen Knaben Tristan: langer schmaler Kopf, superunschnittige Über-die-Ohren-Frisur, verträumt und kein Haar am Pimmel. Also nicht unbedingt der Typ, für den im Jahre 1985 Mädchen in pinkfarbenen Tops, froschgrünen Leggings und dem passenden postgelben Plastikgürtel ihre Unschuld opfern würden. Doch bald vertreibt der erste Backenflaum die blöden Pickel, Parties mit brechreizendem Pfirsich-Schaumwein stehen auf der Tagesordnung, und als es dann auch noch in Tristans Schlüpferchen zu sprießen beginnt, steht dem Chaos der Pubertät nichts mehr im Wege.
Gott sei Dank hat Regisseur Kai Wessel genug Geschick und Niveau, sich dem albernen Trend der vulgären Teen-Filme zu verweigern. Vielmehr erzählt er mit Witz und aus nüchternem Abstand von einer Zeit, die im Rückblick doch nicht mehr ganz so identitätslos scheint, die auch mit süßem Schmerz daran erinnert, was die Jugend der heute 30jährigen ausmachte: Bravo-Schmökern, Kaugummibilder-Gaubelei, Klassenfahrten mit Liebesskat, Spielplatzcliquen und die ersten und vielleicht auch stärksten Freundschaften.
Wessel erzählt vom Erwachsenwerden, er verklärt und demaskiert es nicht. Das macht sein Werk zu einem der sympathischeren "Teen-Filme".
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.