D/CH 2013, 95 min
FSK 0
Verleih: Universum

Genre: Kinderfilm, Literaturverfilmung, Abenteuer

Darsteller: Uwe Ochsenknecht, Herbert Knaup, Jonas Holdenrieder, Bettina Stucky, Sandra Borgmann

Regie: Alain Gsponer

Kinostart: 07.11.13

1 Bewertung

Das kleine Gespenst (2013)

Buhuuuuuuh – und nicht vergessen, es gibt keine Gespenster!

Ottfried Preußler verlebte seine Kindheit in Böhmen, dem Land der Burgen und Schlösser, und er erzählte über die „Geburt“ seines kleinen Gespenstes, daß seine Oma Dora oft und gerne ihren Enkeln die Gruselgeschichte vom gefürchteten schwedischen General Torstenson erzählte, der von einer Weißen Frau aus dem Schloß ihrer Väter verjagt wurde. Daraus wurde 1966 „Das kleine Gespenst“, welches nun schon seit Jahrzehnten Kinder begleitet.

Regisseur Alain Gsponer setzte die bisher erste Realfilmadaption des Klassikers um. Das Gespenst haust nun – liebevoll animiert und dazu markant eingesprochen von Anna Thalbach – in einer Kleinstadt, die mit Fachwerkhäuschen, Kopfsteinpflastergassen und der Burg Eulenstein aufwarten kann. Des Nachts hat es mit seinem gefiederten Freund Uhu Schuhu jede Menge Spaß und freundschaftliche Gespräche, bis es beschließt, auch mal den Tag erleben zu wollen. Damit gerät seine Welt, aber auch das ganze Treiben im Städtchen zu Fuße seiner Burg, aus den Fugen. Entdeckt und schließlich gerettet wird das kleine Gespenst von Karl und seinen besten Freunden Marie und Hannes.

Geboten wird ein solider Familienfilm mit durchaus vergnüglichen Animationseinfällen. So streiten und lästern nachts die Ölgemälde der Ahnengalerie miteinander, und General Torstenson sieht dem Bürgermeister von Eulenberg – gockelhaft gespielt von Uwe Ochsenknecht – zum Verwechseln ähnlich. Doch die Rollen der Kinder bleiben leider wie in vielen deutschen Familienfilmen auf ihre Mission, in diesem Falle das Gespenst wieder in die Nachtwelt zu befördern, beschränkt. Ihre Charaktere werden nicht ausgestaltet, nicht dazu ausgeführt, was ihre Freundschaft ausmacht oder auch erschüttert. Karls Kinderzimmer bleibt genauso das Abziehbild einer deutschen Mittelklassefamilie wie die Figuren seiner Apothekereltern. Keinerlei Ecken und Kanten, und die Konflikte der Kinder untereinander werden nur in wenig überraschenden Andeutungen dargestellt. Alles wunderbar durchschnittlich.

Warum darf Karl nicht mal richtig wütend werden, wenn seine Lehrerin ihn verdächtigt, bei der Nachtwanderung zur Burg die wertvollste Uhr der Ausstellung geklaut zu haben? Warum gibt es nie richtigen Krach mit dem arroganten Sohn des Bürgermeisters? Bleibt nur das kleine Gespenst, das man sofort ins Herz schließt und dem niemand die Show stiehlt. Und das ist gut so, aber eben nicht mehr.

[ Susanne Schulz ]