Originaltitel: RIOJA, LA TIERRA DE LOS MIL VINOS

Spanien 2023, 97 min
Verleih: Neue Visionen

Genre: Dokumentation

Regie: José-Luis López-Linares

Kinostart: 26.09.24

Das Land der tausend Weine

Schlecht in der Schule, gut für den Rioja

Sprechen Sie bitte laut mit und gern mit echt spanischem Lispel-Zisch: Maturana, Cariñena, Mazuelo, Graciano, Viura, Garnacha, Tondonia – La Rioja. Herrlich, oder? Nach 97 Minuten Werbeclip über Spaniens Weinsorten und die renommierteste Weingegend, im untertitelten Original gesehen, macht die Zunge eh, was sie will. Und trocken ist sie, sehr trocken.

Der Regionalverbund der nördlichen Provinz Rioja hat für DAS LAND DER 1000 WEINE den Schirm aufgespannt, da darf man sich nicht darüber wundern, daß der Film eine pompöse Feier und funkelnde Ode unter Ausschluß aller Problemzonen geworden ist, vom Wüten der Reblaus einmal abgesehen. Mit paßgenauen Bildern, auch in Zeitlupe, mit Farben, Reben, Geigen, klirrenden Gläsern, flirrenden Sprüchen. Weinanbau, so lautet einer davon, sei die einzige Form, Zeit zu bewahren. Von Alt-Winzer David Moreno allerdings kommt der beste. Seine beiden Töchter seien nicht so gut in der Schule gewesen, da wußte er, sie bleiben daheim, füllen die Keller weiter und geben El papá jeden Morgen einen Kuß.

Für Regisseur José-Luis López-Linares (besser, man ist nüchtern, will man diesen Namen laut verkünden) steht jede Winzerei für eine eigene Welt. Trotzdem suchte er auf über 60.000 Hektar Fläche in Bodegas und Cantinas vor allem das Verbindende – zwischen Gestern und Heute, Alt und Jung, klassisch und modern, Mahl und Traube, Erfolgsdruck und Genügsamkeit. Ein paar tiefer zielende Menschenporträts mehr hätte die Doku ohne weiteres vertragen. Die ermüdende Ausführlichkeit mit „Wein-Papst“ Tim Atkin wäre dafür zu schlucken gewesen. Apropos Schluck!

[ Andreas Körner ]