Originaltitel: GIRL WITH A PEARL EARRING
GB/Luxemburg 2003, 95 min
Verleih: Concorde
Genre: Drama, Liebe
Darsteller: Scarlett Johansson, Colin Firth, Judy Parfitt, Tom Wilkinson, Cillian Murphy
Regie: Peter Webber
Kinostart: 23.09.04
Holland, Mitte des 17. Jahrhunderts, also zur Zeit kultureller Blüte und großer Namen. Hinter verschlossenen Türen ringt Johannes Vermeer um künstlerische Erleuchtung; angesichts finanzieller Sorgen, der wie in Trance umherlaufenden Ehefrau Catharina und seines bis zur Obsession übersteigerten Perfektionismus’ küßt die Muse den Meister indes nur höchst selten.
Überraschende Inspiration ereilt Vermeer in Gestalt der neuen Magd Griet: intelligent, Gespür für Details und Farben besitzend, viel lebendiger als Catharina wirkend. Bald steht das Mädchen Modell, reichen sich verbotene Anziehung, Standesdünkel und daraus resultierende Intrigen die Hand. Zwar wird Vermeer mit dem titelgebenden Bild eines der größten Kunstwerke aller Zeiten schaffen, zugleich jedoch riskieren, nicht bloß die eigene Welt komplett zu zerstören.
Dieses Geflecht aus Fakten und Fiktion ähnelt einem Traum – atemberaubend schön, mehr im Inneren gefühlt als gesehen, aber von derart flüchtiger Substanz, daß es schwer fällt, sich nach dem Aufwachen an irgendetwas zu erinnern. Unbestrittenen Respekt verdienen Filmkomponist und Kameramann, deren Leistungen ein so vielleicht noch nie gesehenes Meisterstück der Ästhetik hervorbringen. Ebenso über alle Zweifel erhaben agieren die Darsteller: Als Zentrum eines ebenbürtigen Ensembles schaut Scarlett Johansson Griet ohne viele Worte auf den Grund der Seele und erweitert ihre LOST IN TRANSLATION-Performance um die Fähigkeit, in einem Augenaufschlag, einer Träne, einem Lächeln fast zu verglühen.
Zum Problem gerät aber, wie sehr Inhalt und Form auf Konfrontationskurs statt gleichen Wegen gehen. Zwar bleiben aufkeimende Konflikte immer unterschwellig spürbar; doch dann gefriert wieder mal der Handlungsfluß, genießt Griet versonnen die Aussicht oder erledigt in größter Ruhe Einkäufe. Teilweise real existierenden Gemälden entlehnt, könnte man jedes Einzelbild solcher Szenen guten Gewissens einer Galerie stiften – was letztlich allerdings auch ein wenig einlullt, weshalb die Anteilnahme am Schicksal der Figuren schwindet.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...