Originaltitel: THE PHANTOM OF THE OPERA

GB/USA 2004, 143 min
Verleih: Concorde

Genre: Musikfilm, Liebe, Drama

Darsteller: Gerard Butler, Emmy Rossum, Patrick Wilson, Miranda Richardson, Minnie Driver, Simon Callow

Stab:
Regie: Joel Schumacher
Drehbuch: Joel Schumacher, Andrew Lloyd Webber

Kinostart: 16.12.04

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Das Phantom der Oper

Trockeneis-Nebel und lautes Webbern

"The angel of music sings songs in my head", zweieinhalb Stunden und länger - die Tücken der Nachhaltigkeit. Letztere bewies Webbers Musical schon als unverwüstlicher Dauerbrenner auf der Bühne. Seit fast zwanzig Jahren verschlingt sein Singspiel, das fast rührend im Themenkreis "Genie und Wahnsinn" dilettiert, ganze Buskolonnen von Besuchern, die sich hernach in umliegenden Hotels betten. Die Filmadaption erspart nun zumindest aufwendige Anfahrt und teure Übernachtung.

In seinem ersten Versuch mit diesem Genre klammert sich Regisseur Schumacher vorsichtshalber fest an das Textbuch der Vorlage. Der Maskierte spukt also durchs Pariser Opernhaus von 1870, umwirbt das Ballett-Mädchen Christine und erzwingt mit Anschlägen auf Personal und Publikum, daß sie als Sängerin in die erste Reihe aufrückt. Als die bezaubernde Unschuld an den Grafen de Chagny verloren zu gehen droht, entführt er sie in die Katakomben, wo sich zeigt, daß er kein Monster, sondern eine verwundete Seele ist.

Statt diesen düster-romantischen Stoff, der schon im Roman von 1911 altmodisch gewirkt haben dürfte, den Möglichkeiten seines Mediums anzuverwandeln, benutzt Schumacher die Filmmaschinerie für eine schwerfällige und ermüdende Webber-Bombast-Reprise ohne jegliche Ironie. Heller leuchten die Kerzen, heftig wackelt ein Kahn durch angestrahlte Nebel und Kanäle. Doch der zu Leinwandgröße aufgeblasene Theaterdonner will einfach kein Filmgewitter werden - trotz Rückblenden und Verfolgungsritt im wehenden Hemdchen. Unbeholfen kreist die Kamera um Soli und Gesangsduette. Und tatsächlich: Kostüm- und Szenenbildner haben flächendeckend gearbeitet!

Begeisterung für Webbers musikalisches Îuvre, in dem Kompositionen aller Zeiten und Länder durch die Ohrwurm-Mangel laufen, bleibt weiterhin den echten Fans vorbehalten. Zumal das Phantom-Liedgut samt unüberhörbarem Rock-Goes-Klassik-Einschlag für den Film noch schmissiger arrangiert wurde.

Zu sehen und zu hören war das englischsprachige Original, an dem gesanglich wenig auszusetzen ist. Erinnerungswert haben allerdings nur Nebendarsteller wie Minnie Driver als keifende Opern-Diva Carlotta. Für sie könnte man sich das Ganze glatt noch einmal ... muß man aber nicht.

[ Sylvia Görke ]