Originaltitel: LE MAÎTRE ET L’ENFANT
F 2017, 105 min
FSK 0
Verleih: Neue Visionen
Genre: Dokumentation
Regie: Alexandre Mourot
Kinostart: 06.09.18
In der Schule sollen sich Kinder wohl fühlen, dabei optimal gefördert werden und ein intaktes soziales Umfeld finden. Dabei steht seit Jahren die auf die Pädagogin und Wissenschaftlerin Maria Montessori (1870-1952) zurückgehende Lehrmethode als Alternative zur Regelschule hoch im Kurs. Die aus bürgerlichem Hause stammende Italienerin stellte die freie Entwicklung der Bedürfnisse und Fähigkeiten in den Mittelpunkt. Sie glaubte an den inneren Antrieb der Kinder zum Lernen. Lehrer sollen diesen natürlichen Drang nur unterstützen, nicht aber zwanghaft lenken. Diese Gedanken waren am Anfang des 20. Jahrhunderts wahrhaft revolutionär. Damals wurden in den meisten Schulen Lehrstoff und Gehorsamkeit den Kindern noch mit körperlicher Züchtigung beziehungsweise ihrer Androhung beigebracht.
Auch der Dokumentarfilmer Alexandre Mourot ist fasziniert von den Ideen Montessoris. Ausgelöst durch Beobachtungen seiner kleinen Tochter, beschäftigt er sich intensiv mit ihrem pädagogischen Konzept und macht sich schließlich auf nach Roubaix in Nordostfrankreich. Dort steht das älteste Montessori-Kinderhaus des Landes. Ein Jahr lang begleitet Mourot mit der Kamera eine Klasse von drei- bis sechsjährigen Schülern bei ihren Aktivitäten. Die Kinder bewegen sich frei im Raum und können an verschiedenen Stationen ihre Fähigkeiten erproben, sei es beim Kochen, Balancieren, Buchstabenlernen oder Bücherangucken.
Die Kinder scheinen die Gegenwart der Kamera ganz und gar zu vergessen. Mourot gelingen schön beobachtete Szenen eines harmonisch und entspannt wirkenden Schulalltages. Ab und zu kommentiert der Filmemacher seine Vorgehensweise, außerdem werden Zitate aus Schriften von Maria Montessori über die Szenen gelegt.
Diese rein beobachtende Haltung erschöpft sich jedoch bald, denn bei aller Niedlichkeit der Pimpfe drängen sich Fragen auf: Wie werden eigentlich ältere Kinder unterrichtet? Wo liegen die Schwierigkeiten? Welche Gegenargumente zur Montessori-Methode gibt es? Wie sieht es mit dem geschichtlichen Kontext aus? So etwa verliert Mourot kein Wort darüber, daß Montessori in den 20er Jahren von der faschistischen Regierung Italiens unterstützt wurde, bevor das Verhältnis Mitte der 30er Jahre kippte.
Daher ist bei aller zugestandenen Begeisterung DAS PRINZIP MONTESSORI in erster Linie ein liebevoll gemachter, aber recht distanzloser Werbefilm für diesen Zweig der Alternativpädagogik.
[ Dörthe Gromes ]