Originaltitel: TENKÛ NO SHIRO RAPYUTA
J 1986, 124 min
Verleih: Universum
Genre: Animation, Abenteuer
Stab:
Regie: Hayao Miyazaki
Drehbuch: Hayao Miyazaki
Stimmen: Nathalie Loewenberg, Nico Mamone, Ilona Grande, Cl
Kinostart: 08.06.06
Nachdem Hayao Miyazaki seit einigen Jahren endlich auch international umfassende Anerkennung erfährt, werden in Deutschland sukzessive die Frühwerke des Genies veröffentlicht. Manche, wie NAUSICAÄ, direkt auf DVD, andere finden zum Glück den Weg ins Kino, womit wir direkt bei vorliegendem Film wären.
Weil der begnadete Regisseur schon immer ein Faible für Kastelle aller Art hatte (man denke an DAS WANDELNDE SCHLOSS oder DAS SCHLOSS DES CAGLIOSTRO), dreht sich die Handlung hier ebenfalls um ein geheimnisvolles Palais, diesmal unbehelligt über den Wolken schwebend. Das heißt: noch. Denn eine Piratenbande möchte gern die vermutlich reichen Schätze des Gemäuers plündern, und außerdem hegt ein mysteriöser Mann in Rot weitaus üblere Absichten. Das Schicksal des Schlosses und seines anhängenden Königreiches liegt nun in den Händen zweier Waisenkinder – Sheeta, vom Himmel gefallen, und Pazu, ein Draufgänger, welcher sich für das Mädchen verantwortlich fühlt.
Miyazaki wäre kaum er selbst, wenn nicht noch mehr hinter diesem Abriß stecken würde. Viel mehr. Zum Beispiel eine herzzerreißende, niemals kitschige Geschichte über das Heranwachsen, die Suche nach dem eigenen Platz im Leben und die allererste Liebe. Miyazakis spätere Hauptthemen "Umweltzerstörung" und "Toleranz" erfahren zwar ebenfalls ihre Würdigung, halten sich jedoch dezent im Hintergrund. Offensichtlich war es wichtiger, die Grenzen zwischen festgeklopften Termini wie "Gut" und "Böse" aufzuweichen, weswegen die Protagonisten einige vielleicht nicht gerade überraschende, aber durchaus interessante Entwicklungen vollziehen. Wohlgemerkt stets ohne erhobenen moralischen Zeigefinger!
Seine wahre Genialität beweist Miyazaki allerdings, indem er verblüffend häufig eingesetzte Action-Elemente, unaufdringlichen Slapstick sowie große Gefühle nicht bloß geradezu organisch verbindet, sondern auch für einen perfekten audiovisuellen Rahmen aus atemberaubender Animation sowie adäquaten Klängen (der originale Soundtrack wurde durch eine komplett neue Partitur ersetzt) sorgt. Bis heute bezeichnet der Meister DAS SCHLOSS IM HIMMEL als seinen persönlichen Lieblingsfilm. Nach Ansicht dieser zwei in jeder Hinsicht magischen Stunden kann man da nur zustimmen.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...