D 2018, 103 min
FSK 12
Verleih: Tobis
Genre: Erwachsenwerden, Literaturverfilmung, Komödie
Darsteller: Aaron Hilmer, Luna Sofia Wedler, Damian Hardung, Heike Makatsch, Anke Engelke
Regie: Aron Lehmann
Kinostart: 06.09.18
Zuhören ist ja heutzutage ein Problem: macht kaum einer. Stemmen wir uns daher mal gegen den Trend und lauschen, was andere zu sagen wußten. Sollte es irgendwie klappen, denn direkt zu Anfang dröhnt ein Rap-Battle. Nervt schon recht heftig, dieses Sich-voll-doll-Andissen auf „Bro, mein Schwanz ist größer als Deiner“-Schiene; zumindest dann, wenn man kein Teenie mehr ist. Ergo nicht zur Zielgruppe zählt.
Und von „Cyrano de Bergerac“ möglicherweise nie was hörte. Der im Kern überaus tragischen Geschichte bescheinigt Produzent Sebastian Zühr „eine ganz simple Botschaft.“ Kann man demnach sogar dem Jungvolk unterjubeln, in einer radikalen Modernisierung des Stoffes, welche den feinsinnigen Cyril zum gemobbten Außenseiter degradiert, seiner vergrößerten Nase wegen. Der überdimensionierte Zinken verhindert jegliche Neigung zu Neu-Klassenkameradin Roxy, ausgleichend hilft Cyril dem attraktiv-schüchtern-bekloppten Rick, auf den Roxy ein Auge warf, bei der Annäherung. Unter anderem, da Schmierlappen Benno (laut dessen Darsteller Jonas Ems „ein cooler Typ“) Finsteres plant.
Wie das nun klingt, neben weiteren gesungenen Beschimpfungen lächerlicher Art, beschreibt Regisseur Aron Lehmann, für den „CYRANO DE BERGERAC einer meiner totalen Lieblingsfilme ist“, indem er auf Drehbuch-Co-Autorin Judy Horney zu sprechen kommt, „die dann quasi ein komplettes Dialog-Polish gemacht hat. Die war noch mal so ein richtiger Superspaßfaktor für dieses Buch.“ Mag man so sehen. Oder befürchten, daß Vorlagen-Autor Edmond Rostand gerade im Grab unablässige Rotationsrunden dreht, weil doppelbödige Verse („Wo’s finster ist, verdoppelt sich mein Mut!“) zu Eindimensionalitäten mutierten („Geh sterben!“).
Grund zur etwas mildernden Freude gibt immerhin die Besetzung Heike Makatschs als desillusionierte Lehrerin, die teils zu heiteren erzieherischen Maßnahmen greift: „Wer als Letzter im Bus ist, sitzt auf meinem Schoß!“ Weniger erbaulich zwar Anke Engelke, deren Figur nur Moralkeulenschwung entlang der hinteren Reihe dient – oder, aus Lehmanns Sicht: „Cyrils Mutter hat eine sehr weise und kluge Einstellung zum Leben.“ Aber hey, einen hier und dort vielleicht länger gehegten Wunsch darf man jetzt auch beseelt grinsend abhaken: Engelke beim oralen Befriedigen einer Banane zuschauen. Ach, hätten sie und der Rest doch ganz den Mund gehalten ...
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...