Originaltitel: HAURU NO UGOKU SHIRO
J 2004, 117 min
FSK 6
Verleih: Universum
Genre: Animation, Fantasy
Stab:
Regie: Hayao Miyazaki
Drehbuch: Hayao Miyazaki
Stimmen: Sunnyi Melles, Robert Stadlober
Kinostart: 25.08.05
Regie-Genie Hayao Miyazaki bringt man nicht nur hierzulande am ehesten mit PRINZESSIN MONONOKE oder vor allem CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND in Verbindung. Auf ausdrücklichen Wunsch des Altmeisters sollen nun über den Inhalt seines neuen Films so wenige Details wie möglich veröffentlicht werden. Also nur ganz kurz: Die junge Hutmacherin Sophie verliebt sich in den Zauberer Hauro und wird zum Dank dafür von einer Hexe verwünscht. Nunmehr im Körper einer alten Frau gefangen, heuert Sophie unerkannt in Hauros wandelndem Schloß als Putzfrau an. Aber nicht allein der Fluch muß gebrochen werden. Vielmehr steht die ganze Welt vor ihrer totalen Vernichtung ...
Da bleibt ein Vergleich mit Chihiros wundersamen Abenteuern nicht aus, zumal es unzählige Parallelen zu entdecken gilt. Wieder sorgen überbordender Detailreichtum und zauberhafte Animation für leuchtende Augen, erneut spielen Doppeldeutigkeiten und Verwandlungen eine wichtige Rolle. Auch der schwelgerische Soundtrack oder skurrile Nebenfiguren sind nach wie vor entscheidende Elemente des hiesigen Kosmos. Im zunehmenden Handlungsverlauf weicht die Poesie allerdings immer mehr erzählerischem Ernst, teils sogar Anflügen des belehrend erhobenen Zeigefingers. Was angesichts anspruchsvoller Themen – Krieg, politische Intrigen und alles besiegende Liebe – zwar nicht verwundert, dem Film jedoch streckenweise seinen Zauber nimmt. Und Hauro als selbstverliebten Gecken zu zeichnen, welcher zum Beispiel aufgrund einer mißlungenen Haarfarbe schier in Depressionen verfällt, ist zwar ein cleverer Ansatz, ihn charakterlich reifen zu lassen. Leider tut er es aber quasi im wenig überzeugenden Schweinsgalopp. Dazu legt Sophie manchmal ein schlicht unnachvollziehbares Verhalten an den Tag, welches uns auch von ihrer gewöhnungsbedürftigen Synchronstimme nicht erklärt wird.
Inhaltlich ist Miyazaki somit sicherlich sein reifstes Werk gelungen, und natürlich bleibt er die unangefochtene Ikone des Animationsfilms. Dennoch dürften sich Kinder diesmal überfordert fühlen, während ihre Eltern feststellen, daß Chihiros Fußstapfen zu groß sind, um in sie zu treten, weil ihnen wesentlich mehr Magie, Phantasie und menschliche Wärme innewohnt.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...