Originaltitel: TSUCHI WO KURAU JUNIKAGETSU

J 2022, 111 min
FSK 0
Verleih: Film Kino Text

Genre: Drama, Poesie

Darsteller: Kenji Sawada, Takako Matsu

Regie: Yuji Nakae

Kinostart: 31.08.23

3 Bewertungen

Das Zen Tagebuch

Schlemmen Light

Gérard Depardieu hatte jüngst im Kino sein Umami gefunden, und zwar dort, wo es seinen Ursprung hat. DAS ZEN TAGEBUCH geht nun erneut nach Japan, doch alles Essenzielle ist hier eine Nummer einheimischer, achtsamer, bescheidener, im ureigenen Sinne erdiger. Schlemmen Light, sozusagen. Frohlockt und gejauchzt beim Essen wird trotzdem.

Es gibt Bohnenpaste und Chinakohl, eingelegte Pflaumen, Gurken, Rettich und Kastanien, die Wurzelkrone vom Spinat und Sprossen vom Engelwurzbaum, abgestimmt mit ein wenig Pfeilwurzelpulver an Bratreis. Tsutomu hat schon als Kind von Mönchen im Kloster das Kochen gelernt. Damals aus reiner Not, um dem Hunger zu entkommen, wurde es für den Schriftsteller zur Passion. Zurückgezogen lebt er mit seinem Hund Pfeffer (!) in den Bergen, seine Frau ist vor 13 Jahren gestorben, die Urne steht noch auf dem Schrank. Das Zubereiten einfachster Genüsse ist für Tsutomu die Folgerichtigkeit vergänglicher Jahreszeiten. Er gönnt sich das. Doch immer dann, wenn seine junge Lektorin Machiko ihn besucht, blüht die Liebe zu einer feinen, kleinen Köstlichkeit noch einmal auf spezielle Weise auf.

Diese beiden Menschen essen zu sehen, ist etwas Besonderes, denn Regisseur Yuji Nakae gibt ihnen alle Zeit und Ruhe, die es fürs Besondere braucht. Sein Film pulsiert unauffällig. Daß DAS ZEN TAGEBUCH aber ausgerechnet bei der Totenwache für Tsutomus Schwiegermutter eine ungeahnte Leichtig-, ja, Lustigkeit bekommt, überrascht dann doch. Der Mittsechziger Tsutomu braucht diese Energie bald selbst, denn seine Angst vorm Tod – oder, wie er sagt, „seine schwer zu ertragene Besessenheit vom Leben“ – geht in eine entscheidende Probezeit.

[ Andreas Körner ]