Originaltitel: DE-LOVELY

USA 2004, 119 min
Verleih: Fox

Genre: Musik, Biographie, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Kevin Kline, Ashley Judd, Jonathan Pryce

Regie: Irwin Winkler

Kinostart: 20.01.05

Noch keine Bewertung

De-Lovely – Die Cole Porter Story

Komponistenleben als echtes Melodram

Auch Linda erliegt sofort der Aura dieses charmanten Klimperheinis. Im Paris der 20er Jahre schaut sie ihm zuerst auf die Hände, dann frech ins Gesicht. Gehört hat sie wohl schon von ihm, talentiert soll er sein, berühmt wird er kurz darauf: Cole Porter.

Auch, daß er Liebhaber hat, ist ihr nicht neu, sie akzeptiert so vieles. Linda reist ihm nach, als der Broadway ihm seine Chance gibt, sie folgt ihm, als Hollywood ruft, und wenn er nach durchspielten, -zechten, -flirteten Nächten schwer abstürzt, ist eine garantiert für ihn da: Linda. Sie ist viel mehr als nur Alibi-Gattin, sie ist der sprichwörtliche Hafen für den vergnügungssüchtigen Tausendsassa. Irgendwann überspannt Cole aber den Bogen, ist nicht da, wenn Linda ihn braucht. Sie wird ihr Kind verlieren, Cole ist kurz darauf dennoch wieder der exaltierte Egomane - talentiert, erfolgreich, berühmt, charmant - aber eigentlich vor allem ein selbstsüchtiger Tor. Irgendwann hält es Linda nicht länger aus, sie verläßt Cole und wird nach einem schweren Unfall, bei dem Porter das Bein verliert, wieder an seiner Seite stehen. Seine Sorglosigkeit hat der Musiker wegen der Stürme des Lebens aber längst nicht verloren. So wird er - die Zeiten waren eben andere - durch immer jugendlichere Liebhaber erpreßbar. Und Linda sterbenskrank ...

Reich gespickt mit unzähligen Stücken Porters, gelingt Irwin Winkler die Verfilmung des Lebens eines der größten modernen Komponisten zu einem echten Melodram, wie es das Kino verlangt. Ein kluger Schachzug Winklers, die Geschichte von hinten aufzurollen, den alten, kranken Porter (hier gerät die Maske allerdings sichtlich an ihre Grenzen ...) in ein Theater zu setzen, und schon kann sich der Vorhang der Erinnerungen öffnen. Das muß zwangsläufig pathetisch werden, aber genau in dem Maße, wie es einem Cole Porter auch gebührt. Zwar stockt in dieser Nummernrevue, die mit fabelhaften Auftritten von Robbie Williams und Alanis Morissette gewürzt ist, mitunter etwas die dramaturgische Stringenz, das bügeln aber die schmissigen Songs und die auf den Punkt besetzten Darsteller komplett wieder aus.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.