Originaltitel: THINK LIKE A MAN
USA 2012, 123 min
Verleih: Sony
Genre: Romantik, Komödie
Darsteller: Michael Ealy, Chris Brown, Meagan Good
Regie: Tim Story
Beziehungsratgeber – mal ehrlich, wer liest so einen Quatsch? Wer glaubt denn im Ernst, daß die Mechanik des Zwischenmenschlichen im Grunde nicht anders funktioniert als die Mechanik eines, sagen wir mal, Dosenöffners? Und das man nur diese Mechanik beherrschen müsse, um das (Liebes-)Leben zu meistern (oder um die Dose zu öffnen)?
Steve Harvey ist ein amerikanischer Entertainer mit einer Vorliebe für helle Anzüge und einer Glatze, die so beeindruckend schwarz glänzt wie seine Zähne weiß. Außerdem thront unter Harveys Nase ein imposanter Schnauzbart und perfektioniert eine Erscheinung, die insgesamt geballt dieses gewisse Old-School-Funk-Man-Sexappeal ausstrahlt. Ein wenig wie Errol Brown, falls noch jemand Hot Chocolate kennt. Wenn jedenfalls dieser Steve Harvey in DENK WIE EIN MANN einen seiner leitmotivischen Auftritte hat, ahnt man, warum der als Autor eines Beziehungsratgebers momentan den absoluten Reibach macht: Weil man dem Kerl sogar einen kaputten Dosenöffner abkaufen würde.
„Act Like A Lady, Think Like A Man“ heißt die Schwarte, die Harvey verfaßt hat, und die Frauen erklärt, wie sie so läuft, die Mentalmechanik des Mannes. Die zu begreifen, ist der Schlüssel zum Herzen des selbigen. Die Seiten des Ratgebers illustrieren dabei die titelgebende These, und Regisseur Tim Story wiederum illustriert diese mit einem Film, in dem eine Gruppe junger Männer, Freunde allesamt und reichend vom Muttersöhnchen über den Sensiblen hin zum Macho, plötzlich auf die potentiellen Frauen ihres Lebens treffen oder sich wieder auf diese zurückbesinnen. Tja, und viel mehr passiert dann auch nicht in diesem Zweistundenwerbeclip für Mr. Harveys Ratgeber. Außer, daß eben nicht nur die jeweils angebeteten Ladies besagten Bestseller lesen, sondern auch diese Jungs, die nämlich wissen wollen, wie die Ladies jetzt denken, wenn sie denken, wie ein Mann denkt.
Tatsächlich ist dieser Erzähltwist ganz clever. Ja, der Versuch, mit Ratgeber gewappnet Mißverständnissen vorzubeugen, sorgt eben aus diesem Grund gerade erst für so einige Mißverständnisse. Was diesen Film immerhin dezent unterhaltsam macht, auch wenn zwei Stunden Werbung dann doch bald ermüden. Genial allerdings ist Mr. Harveys Verkaufsstrategie, mit Charmebolzenlächeln immer wieder mal im Film aufzutreten, um nicht zuletzt auf diese „Gefahren“ seines Buches hinzuweisen. Ganz klar: Man wird es gerade deshalb kaufen. Und den Dosenöffner gleich mit.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.