Das Ende der Kindheit ist ein Ereignis, welches den meisten Menschen in Erinnerung bleibt. Es hat Filmemacher zu Perlen wie STAND BY ME oder BILLY ELLIOT inspiriert.
Von einer herben Nacht möchte DEPARTURE berichten, vom Abschied dreier Freunde und vom Schritt zum Erwachsenwerden, der bei ihnen auch in die Arme von Frauen führt. Edle Absichten. Warum er das nicht tut und uns Zuschauer 81 Minuten lang rätseln läßt, ob wir dieses Zeugnis japanischer Jugendkultur einfach nicht verstehen, steht auf einem anderen Blatt. Die drei jungen Männer Kazuya, Masaru und Syusuke wissen, daß die gemeinsamen Tage in Okinawa gezählt sind. Die Schule ist vorbei und ihre Wege trennen sich: Studium in Tokio, Jobben in London oder einfach nur in Okinawa hängen bleiben. Doch statt den letzten Abend gemeinsam über die Runden zu bringen (was Freunde eben machen würden), verabschieden sie sich schon und stürzen sich jeweils in ein mehr oder minder frustrierendes Erlebnis mit einer Frau.
Wer auch immer das Drehbuch verfaßt hat, muß wohl eine öde Jugend hinter sich haben. Daran kann man nun im Kinoformat teilhaben, aber so richtig zufrieden stellen wird das nur wenige. Es ist anzunehmen, daß Jugend in Japan einfach mal anders verläuft als in Europa. Ebenso ist es ziemlich sicher, daß die Art Filme über Jugend zu machen, eine andere ist. Doch Regisseur Nakagawa scheint gar nicht daran interessiert, DEPARTURE für irgendjemanden zugänglich zu machen. Statt dessen wirkt alles lustlos und eher wie eine Übung für den Ernstfall. Eine exquisit fotografierte Übung natürlich, schließlich hat man ja einen Ruf zu verlieren. Vermutlich wären selbst "Gute Zeiten - Schlechte Zeiten" mit einem japanischen Kameramann hübsch anzusehen, doch ins Kino würde man dafür trotzdem nicht gehen, oder?
Und so wird es Freunden des asiatischen Kinos wohl ähnlich gehen wie der Muschel aus dem Finale des Films. Sie treibt im Wasser, hin und her. Ein wenig verloren. Keine Qualle, nicht einmal ein Fisch kommt vorbei...
Originaltitel: DEPARTURE
J 2000, 81 min
Verleih: Kinemathek
Genre: Erwachsenwerden, Drama
Darsteller: Keigo Hesjiki, Haru Kawazu
Regie: Yosuke Nakagawa
Kinostart: 01.11.01
[ Roman Klink ]