Originaltitel: PROOF
USA 2005, 99 min
Verleih: Buena Vista
Genre: Drama, Literaturverfilmung
Darsteller: Gwyneth Paltrow, Anthony Hopkins, Jake Gyllenhaal
Regie: John Madden
Kinostart: 04.05.06
Die nichtssagende deutsche Titelgebung ist ein Beispiel dafür, wie man einen Film schon im Vorfeld runterputzt. Was er nicht verdient hat. Offenbar bestand Unsicherheit, in welche Schublade der Film mit dem eigentlich prägnanten Originaltitel PROOF zu stecken ist. Romanze? Vater-Tochter-Geschichte? Psychodrama, da sich die Protagonistin mit Geistern und mathematischen Formeln herumschlägt? Natürlich all das zusammen mit einem gut verdaulichen Schuß Lebensphilosophie. Es geht, kurz, um einen Existenzbeweis durch das Zulassen von Gefühlen.
Catherine hat ihre Studienjahre dafür geopfert, ihren berühmten Vater, einen geistig umnachteten Mathematikprofessor, in seinem Haus zu pflegen. Ihr eigenes mathematisches Genie, wenn das kein Widerspruch ist, bleibt verborgen. Zur Beerdigung des Vaters kommt ihre große Schwester nach Chicago, um das Haus zu verkaufen und Catherine nach New York ins Leben zu holen. Und ein smarter Mathematikstudent hofft in den Notizbüchern des Vaters eine große Entdeckung zu machen und verliebt sich statt dessen in Catherine. Die ist jedoch zu sehr mit der Frage beschäftigt, was von ihrem Vater in ihr selbst steckt.
In EINE FRAU IST EINE FRAU rennt Belmondo mit dem Kopf gegen die Wand, um Anna Karina zu beweisen, daß er sie liebt - die dazu nur knapp bemerkt: "Du liebst mich, so viel ist sicher." Vor dem Problem, nicht zu wissen, was sie glauben oder fühlen soll, steht auch Catherine, doch statt emotional und impulsiv (wie Karina bei Godard) ist sie scheu und voller unterdrückter Regungen. John Madden inszeniert in der väterlichen Villa ein Geheimnis um sie, das er in Rückblicken auflöst.
Nach SHAKESPEARE IN LOVE besetzt er für diese Bühnenadaption wieder Gwyneth Paltrow, und die beherrscht Catherines innere Brüche wunderbar. Leider verwirrt sich die anfänglich ruhige Inszenierung plötzlich, und das Ziel der Beweisführung gerät aus dem Blick. Am Ende steht unter dem Bruchstrich jedoch trotzdem ein intelligenter und zugleich gefühlvoller Film, der es nicht nötig hat, mit kruden Titeln aufzutrumpfen.
[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...