D 2002, 97 min
Verleih: Concorde

Genre: Drama

Darsteller: Frederik Lau, Luk Piyes, Ekaterina Medvedeva

Stab:
Regie: Vladimir Torbica
Drehbuch: Vladimir Torbica

Kinostart: 22.08.02

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Der Brief des Kosmonauten

Vom viel Wollen und wenig Erreichen

Beginnen wir mit der guten Nachricht: Man sieht diesem Film an, wo die Reise hingehen sollte. Die andere Nachricht ist, daß diese Vision ein anderer Film einlösen muß. Absicht erkannt, Ergebnis unbefriedigend ...

Nächtlicher Wegweiser, Nährboden für Sagen und Legenden, letzte Barriere - der Blick zu den Sternen begleitet den Menschen seit Urzeiten. Dem kleinen Heinrich gibt er Halt in einem ungewollten, ungeliebten Alltag. Die Familie des verträumten Rothaarigen siedelte aus der sibirischen Steppe nach Deutschland um, in der Hoffnung auf ein besseres Leben in der neuen alten Heimat, auf einen Kleingarten und eine deutsche Identität. Doch Heinrich paßt so gar nicht in das tugendhaft-fleißige Wahnbild seines Vaters, mit christlicher Schule und Eingliederungsbedürfnis. Er will Kosmonaut werden. Diese Flausen gilt es auszutreiben, und so hängt der Haussegen in der kleinen Vorstadtwohnung schief. Heinrich läuft schließlich weg und landet in einer alten Gartenlaube.

Ungünstigerweise dient sie schon vier russischen Gangstern als Unterschlupf - bis gefälschte Papiere und ergaunertes Geld einen neuen Anfang im "goldenen Westen" ermöglichen. Heinrich wird Geisel, später Komplize und schließlich Freund. Vor allem der feinfühlige Ruslan gewinnt das Herz des Jungen. Doch die Eltern suchen Heinrich, und er muß sich entscheiden: Außenseiterleben oder Familie.

Sicher, ein guter Wille durchweht dieses Werk. Erwachsen werden, sich im Leben zurecht finden - diesen Weg müssen wir alle gehen. Und genau deshalb entlarvt sich auch jedes Pathos, jedes bemühte "erheb deine Hand nicht gegen unser Kind, sonst verlaß ich dich!" von allein. Wo die vorhandenen Klischees nicht reichen, werden neue erfunden - der einfühlsame Musiker Ruslan muß natürlich herzergreifend (und offensichtlich Playback) Mundharmonika spielen. Dem jungen Rotschopf das Herz öffnen. Auf dem Dach des Münchener Olympiastadions. Wenn ihn nicht Herzensbrecher Luk Piyes spielen würde, der Brechreiz käme unvermeidlich ...

Hinter aller Symbolik und dem ganzen halbherzigen "um-den-heißen-Brei-herum-filmen" gibt es aber etwas Zauberhaftes zu entdecken. Ein zart-verliebtes Herzklopfen, welches Gangster Ruslan und gereiften Träumer Heinrich wie ein geflüsterter Schwur verbindet. Also doch irgendwie mutig?

[ Roman Klink ]