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Der Cuba Coup

Ein Schwede klaut wie ein Rabe und liebt Pippi Langstrumpf

Von dem im Deutschen leider etwas einfallslos ausgefallenen Filmtitel darf man sich die Laune nicht verderben lassen. Denn dahinter verbirgt sich nicht nur die nunmehr zweite Zusammenarbeit zwischen dem kubanischen Regisseur Daniel Diáz Torres und dem Schauspieler Peter Lohmeyer sondern vor allem eine gewitzt erdachte, unangestrengte Komödie, in der man trotz allen ironischen Zwinkerns auf karibisches Flair nicht verzichten muß - das garantiert schon der Soundtrack. Vor allem wird hier aber mit einer existentiellen Angst des reiselustigen Europäers gespielt, nämlich der, in der Urlaubsfremde beklaut zu werden.

Concha und ihre Tochter Alicia beschließen, mit der Vermietung eines Zimmers das Familieneinkommen aufzubessern, denn Papa Amancio ist nach einem Herzinfarkt aus dem Polizeidienst ausgeschieden, und die Rente ist denkbar schmal. Auf dem Flughafen von Havanna ergattern sie ihren ersten Mieter - den blondbeschopften vermeintlichen Schweden Björn, der vorgibt, Professor für schwedische Literatur zu sein. Bedacht auf das Wohlbefinden des Gastes rät man ihm, bestimmte Ecken der Stadt lieber zu meiden und versucht sogar, den Kleinkriminellen und Krakelern des Wohnviertels Manieren beizubringen, was mit ein paar finanziellen Zuwendungen schließlich weitgehend gelingt. Doch dann häufen sich dreiste Raubüberfälle. Täterbeschreibung: einer der aussieht wie ein harmloser Tourist, blondbeschopft und Schwede oder so was.

Torres’ Wolf-im-Schafspelz-Variation bezieht seinen Witz nicht aus einem künstlich gepushten Tempo - er läßt es eher gemächlich angehen - , sondern aus wunderbaren Drehbucheinfällen, die die Geschichte bis zum Ende tragen. Dazu gehört vor allem Björns vorgegebene Profession, die jede Menge Verwicklungen nach sich zieht, weil Literaturstudentin Alicia sich ganz furchtbar für das fremde Fachgebiet interessiert. Schließlich läßt sich der Bedrängte zum ungeheuren Ausspruch hinreißen, Pippi Langstrumpf sei das "narratologische Paradigma der schwedischen Literatur" - aha!

[ Sylvia Görke ]