Originaltitel: LADIES IN LAVENDER
GB 2005, 104 min
Verleih: Concorde
Genre: Drama, Literaturverfilmung
Darsteller: Maggie Smith, Judi Dench, Daniel Brühl, Natasha McElhone
Regie: Charles Dance
Kinostart: 06.10.05
Zwei Stürme kündigen sich an. Der eine beunruhigt die Schwestern Ursula und Janet von Zeit zu Zeit über das Radio aus dem fernen Deutschland, den anderen werden sie hautnah erleben. Wir schreiben das Jahr 1936, und die betagten Ladies finden nach einer sturmgepeitschten Nacht einen jungen Mann am Strand, Treibholz gleich und nur unwesentlich lebendiger. Sie peppeln ihn auf, verständigen sich in gebrochenem Deutsch mit ihm und lauschen seinem Geigenspiel, denn das Souvenir des Meeres mit dem klangvollen Namen Andrea ist polnischer Geiger. Vom politischen Wind vertrieben, vom brodelnden Meer herangespült, bringt er Leben in das südenglische Fischerdorf und Licht in Ursulas Herz. Sie verliebt sich in den Galan, der ihr Enkel sein könnte. Doch eine weitere Frau drängt sich in die zunehmend eingespielte Dreisamkeit: Die Malerin Olga ist hingerissen von Andreas Talent und stellt ihn in London ihrem Bruder vor, einem Geigenvirtuosen.
Damen spazieren am Meer, Bauern fahren die Ernte ein, und im Dorfgasthof wird zünftig gefeiert. In konventionellen Bildern entfaltet sich vor Cornwalls wildromantischer Kulisse ein gefälliger Kostümfilm im Geiste von Merchant und Ivory. Der Mime Charles Dance gibt sein spätes Regiedebüt mit der Adaption vom William J. Lockes Kurzgeschichte "Ladies in Lavender", weitet sie aus zum symbolträchtigen Drama, ohne die politische oder gar tragische Dimension auszuschöpfen. Was den Film jedoch weit aus dem Kostümfundus herausragen läßt, ist das exquisite Schauspiel seiner Hauptdarstellerinnen, beide von der Queen mit dem Ehrentitel "Dame" gewürdigt und mit derart vielen Auszeichnungen überhäuft, daß sie vereint sicher einige Regale füllen könnten. Während Maggie Smith der gestrengen Janet kantige Würde verleiht, läßt Judi Dench ihre Ursula derart durcheinander und erhitzt eine aussichtslose Liebe durchleben, daß man mit ihr hofft und leidet.
Daniel Brühl schlägt sich wacker angesichts der geballten Aktricenkraft, und Natasha McElhone als Olga fügt ihrer Karriere einen weiteren Film hinzu, in dem sie wie ein Fremdkörper wirkt. Ursula meint über Olga einmal "... sie ist wie die Hexe in einem Märchen." Ihr Statement kann man wortgleich übernehmen - als Kritik für McElhone und als Lobpreisung für zwei große Schauspielerinnen.
[ Roman Klink ]