D 2020, 65 min
FSK 6
Verleih: Eigenverleih
Genre: Dokumentation
Regie: Nancy Brandt, Thomas Beckmann
Kinostart: 04.11.21
Im Sommer 1989 faßt der Lehrer Hans-Peter Spitzner einen Entschluß, der nicht nur sein Leben verändern sollte. Mit seiner 7jährigen Tochter Peggy will er in den Westen flüchten, wo seine Frau, die von alldem nichts weiß, gerade auf Verwandtenbesuch weilt. Zu sehr hatte ihm vorher die Stasi zugesetzt.
Nancy Brandt und Thomas Beckmann interessieren sich zwar auch für die Details der waghalsigen Flucht, die Vater und Tochter schließlich im Kofferraum eines US-amerikanischen Soldaten gelingt. Eigentlich geht es Ihnen aber um eine andere Frage: Was heißt es, flüchten zu müssen? Was kommt nach dem Happy End? Was passiert, wenn nach der Flucht ein neues Leben „erobert“ werden muß?
Diesen Fragen nähert sich der Film, indem sich die Beteiligten vor der Kamera auf eine gemeinsame Erinnerungsreise begeben. Sogar Eric Yaw, der GI von damals, kam dafür nach Deutschland. Im Verlauf der Gespräche wird deutlich, wie viel Mut alle Beteiligten hatten, aber auch, wie schwer das Ankommen war, vor allem für Peggy, die heute Künstlerin ist und dem Film mit ihren eigenen Zeichnungen eine weitere Ebene beschert.
Zum Glück beschränkt sich der Film nicht auf die historische Rekonstruktion, sondern fragt auch nach den Folgen, die ins Heute reichen. Damit öffnet sich der Blick auf die moralischen Aspekte des Themas. Nicht umsonst kümmern sich die Spitzners heute um einen jungen Mann, der aus dem Iran nach Deutschland kam. Sie wissen noch, wie viel Kraft das Ankommen kostet, lange, nachdem man den Entschluß zum Gehen getroffen hat.
[ Luc-Carolin Ziemann ] Carolin hat ein großes Faible für Dokumentarfilme, liebt aber auch gut gespielte, untergründige Independents und ins Surreale tendierende Geschichten, Kurzfilme und intensive Kammerspiele. Schwer haben es historische Kostümschinken, Actionfilme, Thriller und Liebeskomödien ... aber einen Versuch ist ihr (fast) jeder Film wert.